Am Montag hat sich der NDR von dem von ihm selbst koproduzierten Dokumentarfilm "Lovemobil" distanziert (DWDL.de berichtete). Autorin Elke Margarete Lehrenkrauss hatte eingeräumt, Darsteller genutzt zu haben, die die Geschichten von Prostituierten erzählten. Bei einem der gezeigten Freier soll es sich um einen Bekannten der Autorin handeln. Der Film über Sexarbeit unter entwürdigenden Umständen in Wohnmobilen am Rande von Bundesstraßen in Niedersachsen wurde im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. 

Und genau diese Preisvergabe wird nun durch den SWR noch einmal geprüft. Das hat der Sender am Dienstagmittag bekanntgegeben. Der Preis wird vom Sender und dem MFG Baden-Württemberg gestiftet, "Lovemobil" hatte sich 2020 den ersten Platz mit dem Film "Eine Klinik im Untergrund - The Cave" von Feras Fayyad geteilt. Entsprechend wurde auch das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro geteilt. Gegebenenfalls werde man der Autorin die Auszeichnung aberkennen, heißt es jetzt vom SWR. 

In jedem Fall ruht die Mitgliedschaft von Elke Margarete Lehrenkrauss in der Jury des diesjährigen Deutschen Dokumentarfilmpreises nun erst einmal bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts. Die Preisträger sind in der Regel in der Hauptjury des nachfolgenden Jahres vertreten. 

Aufgeflogen waren die Fälschungen in der Doku durch Recherchen der NDR-Redaktion STRG_F. Die Autorin bestätigte, dass Darsteller bei der Produktion eingesetzt habe. Dennoch erklärte sie, dass sie sich nicht vorwerfen könne, die Realität verfälscht zu haben. "Weil diese Realität, die ich in dem Film geschaffen habe, ist eine viel authentischere Realität", sagte Lehrenkrauss. Frank Beckmann, Programmdirektor Fernsehen des NDR, fand am Montag deutliche Worte zu dem Fall. Er erklärte, der Film würde nicht den Standards entsprechen, die man an dokumentarisches Erzählen anlege. "Er gaukelt dem Publikum eine Authentizität vor, die er nicht hat."

Update (24. März, 13 Uhr): Inzwischen wurde der Produktion auch die Nominierung für den diesjährigen Grimme-Preis entzogen, das bestätigte das Grimme-Institut.