Im vergangenen Jahr unterzeichneten fast 30.000 Menschen eine Petition, die eine stärkere Berichterstattung über die Klimakrise forderte - namentlich die Einrichtung einer werktäglichen Sendung "Klima vor Acht" statt "Börse vor Acht" am ARD-Vorabend. Die ARD beschied den Petenten damals, dass das nicht nötig sei, weil es bereits sehr viele Sendungen zum Thema gebe.
Die Initiative "Klima° vor Acht" hat das zum Anlass genommen, nachzuzählen - und kam demnach im vergangenen Jahr auf 128 von insgesamt 13.079 Sendungen im Ersten, deren Titel oder Beschreibung den Begriff "Klima" beinhaltet habe. Ums Thema Wirtschaft sei es hingegen in 365 Sendungen gegangen, die 253 Ausgaben von "Börse vor Acht" noch nicht mit eingerechnet. Auch das Format "Wissen vor acht" hat sich im selben Jahr in 227 Sendungen nur zehnmal der Klimakrise angenommen.
Aus diesem Grund wandten sich nun etwa 180 Prominente aus Wissenschaft, Kultur und Medien in einem Offenen Brief an den ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow, um erneut die Einrichtung eines täglichen Formats "Klima vor Acht" zu fordern. Die Corona-Krise habe dabei gezeigt, wie schnell und umfassend die ARD reagieren könne.
"Die ARD handelte hier schnell, angemessen und vorbildlich, denn COVID-19 wurde von Beginn an als Krise begriffen. Ganz anders stellt sich das im Fall der Klimakrise dar, einer existenziellen Krise für die menschliche Zivilisation", heißt es in dem Offenen Brief. Bislang finde Berichterstattung, Einordnung und Aufklärung zu diesem Thema "nur unzreichend" statt - und wenn, dann zu oft auf Sendeplätzen am späten Abend, wo sich ebenso wie in der Mediathek "wohl nur ein bereits für das Thema sensibilisiertes Publikum" finde. Am Vorabend habe man mit "Börse vor Acht" hingegen eine Sendung im Programm, "deren Inhalte und Präsentation derart spezifisch sind, dass sie kaum viele Menschen betreffenoder interessieren".
Zu den Erstunterzeichnern des Briefes gehören unter anderem zwei der bekanntesten Klimaforscher Deutschlands, Hans Joachim Schellnhuber und Stefan Rahmstorf, der ARD-Meteorologe Karsten Schwanke, Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker, die angehende Astronautin und Klimaforscherin Insa Thiele-Eich, aber beispielsweise auch BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, Moderatorin Katrin Bauerfeind und die Schauspieler Bastian Pastewka, Annette Frier und Matthias Matschke. Auch viele Institutionen, unter anderem der WWF, der Deutsche Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen, und die GLS Gemeinschaftsbank, haben unterzeichnet.
“Tom Buhrow hat die Chance, die Klimaberichterstattung im deutschen Fernsehen zu verankern und damit dem entscheidenden Thema unserer Zukunft eine angemessene Gewichtung in der Fernsehlandschaft zu geben", so Friederike Mayer von "Klima° vor acht".