"Spiegel Daily" war einmal der Name des Bezahlangebots von "Spiegel Online", nun kramt der "Spiegel" den Namen erneut aus - diesmal jedoch, um zusammen mit Audible, einem zu Amazon gehörenden Produzenten und Anbieter von digitalen Audio-Inhalten, einen täglichen Podcast an den Start zu bringen. Los geht es schon an diesem Montag: Wochentäglich sollen um 7 Uhr jeweils 20- bis 30-minütige Ausgaben erscheinen, in denen ein aktuelles Thema gemeinsam mit Experten beleuchtet werden soll. Freitags ist eine zusätzliche Ausgabe geplant, die in etwa einer Stunde die Themen der Woche im Rückblick zusammenfasst.
"'Spiegel Daily' ist ein Nachrichtenformat, das unter die Oberfläche eines Themas schaut und dieses mit höchster journalistischer Sorgfalt und fundierter Expertise aufbereitet", sagt Stefan Ottlitz, für den Produktbereich verantwortlicher Geschäftsführer des Spiegel-Verlags. "Wir behandeln also nicht immer zwingend, was gestern in den Schlagzeilen war, sondern das, was gerade relevant ist und Deutschland bewegt." Zum Auftakt geht es allerdings wenig überraschend um die Corona-Krise. Über den "Kampf um Fakten" soll mit der Virologin Melanie Brinkmann, dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach und der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim gesprochen werden.
Generell wolle man "Tempo und Tiefe zusammenbringen", betont Streitz. "Dabei geben wir Relevanz immer den Vorzug vor Stunden- und Tagesaktualität." Der dafür betriebene Aufwand ist durchaus groß: Für die Produktion des Podcasts wurde ein eigenes Redaktionsteam bestehend aus sechs "Spiegel"-Mitarbeitern sowie Audible-Produzentin Elisabeth Rank gebildet. Das Moderatoren-Team besteht aus Yasemin Yüksel, die das Audio-Ressort leitet, und dem "Spiegel"-Autor Juan Moreno.
"Spiegel" setzt auf "Pay first"-Strategie
"Als Redaktion und Verlag haben wir uns im vergangenen Jahr hinter der Strategie 'Pay first' versammelt", erklärt "Spiegel"-Mann Matthias Streitz, angesprochen auf das Geldverdienen. "Wir lieben natürlich auch unsere freien, werbefinanzierten Podcasts, die sehr gut funktionieren. Aber ein Team mit der Größe wie bei 'Spiegel Daily' und Recherchen in der geplanten Tiefe lassen sich nachhaltig nur über ein Bezahlmodell und mit einem Partner wie Audible stemmen." Gleichzeitig kündigt Streitz an, "sicher weitere Schritte Richtung 'Paid Audio' unternehmen" zu wollen, "und auch der Markt insgesamt entwickelt sich nach unserer Einschätzung mehr in diese Richtung. Er gleicht sich dem Markt für 'Streaming Video', der ja schon länger ein Abo-Markt ist, damit mehr und mehr an."
Doch besteht angesichts der Vielzahl neuer Angebote nicht die Gefahr eines Overkills? Nein, sagt Oliver Daniel von Audible. "Es stimmt, dass auch das Podcast-Angebot ständig wächst und da kann man durchaus auch mal den Überblick verlieren." Gleichzeig verweist er darauf, dass sich die Anzahl der Podcast-Hörenden in Deutschland seit 2018 verdoppelt habe. "Es mag tausende Podcasts geben, von denen sich einige vielleicht ähnlich anhören, aber ich habe keine Sorge vor einem Podcast-Overkill, wenn weiterhin neue und innovative Podcast-Formate entwickelt werden wie jetzt 'Spiegel Daily'." Das gleichnamige Pay-Angebot des "Spiegel" brachte es einst übrigens auf 257 Ausgaben; danach startete "Spiegel+".