ProSiebenSat.1 hat seine Geschäftszahlen für das Jahr 2020 vorgelegt und sie entsprechen in weiten Teilen dem, was man schon im Januar auf vorläufiger Basis kommuniziert hatte. Durch einen starken Jahresendspurt sind die Corona-Auswirkungen nicht so stark wie befürchtet. In den letzten Monaten des Jahren stieg der Umsatz um 11 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro, auch die Werbeerlöse im Entertainment-Segment stiegen in diesem Zeitraum um 3 Prozent. Insgesamt sank der Umsatz in 2020 nur leicht auf 4,05 Milliarden Euro, das Adjusted EBITDA (also der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag bei 706 Millionen Euro. Das sind, angesichts der durch Corona befürchteten Einbrüche, starke Zahlen.
Spannend ist ein Blick auf die verschiedenen Segmente. Bei der neuen Seven.One Entertainment Group, hier hat ProSiebenSat.1 seine TV-Aktivitäten gebündelt, ging der Umsatz im vergangenen Jahr um satte 9 Prozent auf 2,29 Milliarden Euro zurück. Das ist eine direkte Auswirkung der Corona-Pandemie, im 2. Quartal lag das Werbegeschäft fast 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das konnte man, trotz einer guten Entwicklung im weiteren Verlauf des Jahres, nicht mehr aufholen. Auch die Red Arrow Studios bekamen Corona im 2. Quartal deutlich zu spüren, aber auch hier gab es im 4. Quartal schon wieder ein Wachstum. Im Gesamtjahr ging der Umsatz jedoch um 5 Prozent auf 620 Millionen Euro zurück.
Steigern konnte sich ProSiebenSat.1 trotz Corona im Commerce-Bereich. Die NuCom Group wuchs um 7 Prozent und erwirtschaftete einen Umsatz in Höhe von 807 Millionen Euro. Das ist insbesondere deshalb hoch einzuschätzen, weil hier auch die Geschäfte von Jochen Schweizer mydays und billiger-mietwagen.de mitgezählt werden - und die litten unter der globalen Pandemie bekanntlich sehr stark. Das Beauty- und Lifestyle-Geschäft um den Online-Beauty-Anbieter Flaconi konnten die Rückgänge aber mehr als auffangen. Hier könnte sich im laufenden Jahr aber noch etwas tun, in Unterföhring prüft man derzeit bekanntlich den Verkauf von Flaconi (DWDL.de berichtete).
Wir sind 2020 schnell und stark aus der COVID-19-Krise gekommen.
Rainer Beaujean, Vorstandssprecher und Finanzvorstand
Auf lange Sicht wichtiger wird für den Gesamtkonzern das Dating-Segment, das zeigt sich an gleich mehreren Stellen. So erwirtschaftete die ParshipMeet Group im vierten Quartal 2020 einen Umsatz in Höhe von 132 Millionen Euro nach 53 Millionen im Vorjahr. Das hat vor allem mit der Erstkonsolidierung der The Meet Group zu tun, die erst seit September 2020 Teil der Gruppe ist. Außerdem entwickelt sich eharmony weiter sehr gut. Im Gesamtjahr stieg der Umsatz um 59 Prozent auf 333 Millionen Euro, aber auch organisch, also bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte, ging es noch um 11 Prozent nach oben. Wie wichtig der Bereich Dating für ProSiebenSat.1 ist, zeigt sich an der Neuaufstellung zu Jahresbeginn. Seit dem neuen Jahr berichtet der Konzern in den drei Segmenten Entertainment, Dating sowie Commerce & Ventures. Der Bereich Entertainment umfasst seither neben dem TV-Geschäft auch den Bereich Red Arrow Studios und Studio71. Der Bereich Dating soll "die Diversifizierung des Konzerns erheblich vorantreiben und sein künftiges Wachstum deutlich unterstützen", heißt es aus Unterföhring. Nun will man die ParshipMeet Group fit machen für einen Börsengang - einen Zeitplan gibt es hier aber noch nicht.
Aktionäre erhalten wohl Dividende
Aufgrund der nun vorgelegten Ergebnisse schlagen Vorstand und Aufsichtsrat eine Dividende in Höhe von 50 Prozent des adjusted net income bzw. von 0,49 Euro je Aktie vor. Die Netto-Finanzverschuldung des Konzerns hat sich zum Jahresende 2020 aufgrund einer guten Cashflow-Entwicklung übrigens auf 1,97 Milliarden Euro verringert, im Vorjahr waren es noch 2,25 Milliarden. Eine eigentlich im April 2021 fällige Anleihe über 600 Millionen Euro hat man bereits Mitte Januar zurückgezahlt.
Rainer Beaujean, Vorstandssprecher und Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, sagt: "Wir sind 2020 schnell und stark aus der COVID-19-Krise gekommen. Das haben wir mit einer starken Leistung und Wachstum in allen Segmenten im vierten Quartal gezeigt. In diesem traditionell für uns wichtigen letzten Quartal haben sich unser Werbegeschäft und internationaler Programmproduktionsbereich weiter erholt. Und auch mit der Entwicklung der ParshipMeet Group sind wir weiterhin sehr zufrieden: Diese ist neben den Konsolidierungseffekten der The Meet Group auch organisch kontinuierlich und ertragsstark gewachsen. So ist es uns gelungen, unsere zuletzt veröffentlichte Jahresprognose bei Umsatz und Ergebnis deutlich zu übertreffen."
Auch 2021 will man wachsen
Ins neue Jahr starte man optimistisch, so Beaujean. In konkreten Zahlen heißt das: Für 2021 erwartet man einen Gesamtumsatz zwischen 4,15 und 4,35 Milliarden Euro. Kommt es tatsächlich so, würde der Umsatz um 2 bis 7 Prozent wachsen. Das genaue Ergebnis hängt wie immer an verschiedenen Faktoren, etwa der Entwicklung der Werbeerlöse im TV-Geschäft oder der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie. Beim adjusted EBITDA erwartet man 720 bis 780 Millionen Euro im laufenden Jahr. Alle Prognosen basieren auf der Annahme, dass es zu keinen Portfolioveränderungen kommt. Da man bereits an einem Flaconi-Verkauf arbeitet, sind die Schätzungen also mit Vorsicht zu genießen. "Auch wenn das erste Quartal durch die COVID-19-Beschränkungen zunächst belastet sein wird, sind wir von der robusten Aufstellung unseres Geschäfts überzeugt und erwarten einen deutlichen Aufschwung im weiteren Jahresverlauf, sobald sich das Umfeld wieder normalisiert", sagt Rainer Beaujean.