Was auf Anhieb klingt, als wäre es immer schon so gewesen, ist eine weitreichende Nachricht an diesem Mittwoch: Der Kindersender Super RTL, Marktführer in seinem Segment, gehört künftig vollständig der RTL Group. Deren Tochter, die Mediengruppe RTL Deutschland, erwirbt den von BVI Television Investments, Inc., einem Unternehmen der Walt Disney Company, gehaltenen Anteil in Höhe von 50 Prozent an Super RTL. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt einer Genehmigung durch das Bundeskartellamt sowie die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde und wird bei der zuständigen Medienanstalt angemeldet. Im Laufe des Jahres wird mit einem Abschluss gerechnet.
Es ist die größte Sender-Übernahme auf dem deutschen Fernsehmarkt seit dem von Leo Kirch angestoßenen Zusammenschluss von ProSieben und Sat.1 im Jahr 2000. Und damit schließt sich ein Kreis, denn die in diesen Jahren geformten Sendergruppen waren der Grund, warum sich danach so wenig bewegte im Markt. Die damals geformte ProSiebenSat.1 Media AG und die Aktivitäten der RTL Group in Deutschland bilden seither das private Duopol im deutschen Fernsehmarkt. Immerhin: Eine weitere Konzentration verhinderte über Jahre hinweg das Medienkonzentrationsrecht, beaufsichtigt von der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK).
Übernahmen: Lange gewollt, lange nicht machbar
Was dann geschah? Mit der zunehmenden Fragmentierung des Fernsehmarktes in den vergangenen zehn Jahren sanken durch die Bank die Marktanteile der größten Sender stetig, so dass sowohl in Köln wie auch Unterföhring bekanntlich neue Fernsehsender gestartet werden konnten ohne die KEK auf den Plan zu rufen. Bevor der Markt uns fragmentiert, fragmentieren wir uns selbst, war die Devise. Und früher nicht denkbare Übernahmen sind denkbar geworden, auch weil neben der KEK das Bundeskartellamt als möglicher Bremsklotz bei der Beurteilung von Konzentration im Markt nicht mehr allein TV-Marktanteile im Blick hat, so die Einschätzung vieler Beobachter.
Bei RTLzwei kam 2019 erstmals Bewegung ins Thema, als einer der Gesellschafter, die Tele München Gruppe, an das von Fred Kogel geführte und KKR finanzierte Medienhaus Leonine verkauft wurde. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de war die Mediengruppe RTL Deutschland an einer Übernahme der Leonine-Anteile an RTLzwei interessiert und dort war man sogar verkaufswillig, aber der Deal scheiterte offenbar am dritten großen Gesellschafter des Senders, der Bauer Media Group. Gleichberechtigt unter Dreien zu sein, ist wohl reizvoller als Minderheitsgesellschafter bei einem fremdgesteuerten Unternehmen zu sein.
Personal, Führung, Marke: Auswirkungen der Übernahme
Vor dem Hintergrund der kürzlich bekannt gewordenen Strategie „RTL United“, die einerseits Marken harmonisieren soll (durch einheitliche Optik oder Abschaffung der Marke TVNow), aber auch Organisationsstrukturen straffen will (wie etwa die Steuerung von RTL und RTL+ durch Henning Tewes), gehört nach der jetzigen Übernahme wenig Fantasie dazu, grundlegende Veränderungen zu erwarten, auch wenn Super RTL hochprofitabel unterwegs ist. Das betrifft beispielsweise einen Personalabbau, weil mit der Integration in die Mediengruppe RTL Deutschland vorhandene Ressourcen genutzt werden können, die Super RTL als eigenständiges Unternehmen bisher selbst vorhielt.
Eine denkbare Konsequenz könnte auch der Abschied von der missverständlichen Marke Super RTL sein, die noch dazu gerade mit diversen Logo-Versionen irritiert. Im Sender selbst wurde nie ein Hehl daraus gemacht, dass der Name eine Krücke war, die im Kindermarkt nicht half und sonst fälschlicherweise suggeriert, der Sender sei besser als das eigentliche RTL. Nicht ohne Grund wurden deshalb Marken wie Toggo und Toggolino eingeführt, die in der Zielgruppe weitaus geläufiger sind und beim Ableger ToggoPlus sogar schon zur Sendermarke wurden. Es war Gesellschafter RTL, der über viele Jahre darauf bestand, den Sendernamen nicht zu ändern. Man wollte die Sichtbarkeit der Marke RTL nicht unnötig schmälern. Mit der vollen Kontrolle über den Sender und der „RTL United“-Strategie ist ein Rebranding auch hier denkbar, ob nun RTL Kids oder RTL Toggo.