Es ist ein Paukenschlag, den Facebook am Donnerstag öffentlich gemacht hat. Nutzer der Plattform in Australien wird ab sofort der Zugang zu journalistischen Artikeln komplett verwehrt. Sie können entsprechende Artikel künftig nicht mehr posten, sei es von australischen oder internationalen Medien. Auch australische Verleger können ihre eigenen Geschichten künftig nicht mehr via Facebook verbreiten. Facebook-Nutzer aus Australien bekommen damit ab sofort keine Nachrichten mehr in ihrem News-Feed angezeigt.
Hintergrund ist ein Streit rund um ein geplantes Mediengesetz. Das sieht vor, dass große US-Techfirmen künftig zahlen müssen, wenn sie Inhalte von australischen Medienunternehmen nutzen. William Easton, Managing Director, Facebook Australia & New Zealand, hat in einem Statement die Beweggründe des radikalen Schrittes erläutert - und die Aussagen von Easton haben es in sich. So erklärt er unter anderem, dass sich die Verleger bei Facebook, anders als etwa bei Google, bewusst dazu entscheiden, ihre Inhalte hochzuladen, um damit beispielsweise mehr Klicks zu generieren. Der Werteaustausch zwischen Facebook und Verlagen verlaufe zugunsten der Verlage, so das Unternehmen. Alleine im vergangenen Jahr hätte es rund 5,1 Milliarden Weiterleitungen auf Artikel von Verlagen gegeben - damit hätten diese laut Facebook schätzungsweise 407 Millionen australische Dollar erwirtschaftet.
Der australische Facebook-Chef erklärt außerdem, dass das News-Geschäft für das Unternehmen "minimal" sei. Nachrichten würden nur rund 4 Prozent der Inhalte entsprechen, die die Menschen in ihrem News-Feed sehen. Easton sagt, das neue Mediengesetz würde Facebook für Inhalte bestrafen, "nach denen wir nicht gefragt haben". Der geplante Start von Facebook News ist nun jedenfalls abgeblasen. Das Geld wolle man in andere Märkte investieren.
Kritik an der Vorgehensweise von Facebook kommt wenig überraschend von der australischen Politik. Regierungschef Scott Morrison bezeichnete die Aktion als "arrogant und enttäuschend". Morrison: "Facebook mag die Welt verändern, aber das bedeutet nicht, dass sie sie führen." Facebooks News-Bann würde außerdem die Befürchtungen bestätigen, dass große Tech-Unternehmen glauben würden, sie seien größer als Regierungen und Regeln würden nicht für sie gelten.
Kritik an Facebook gibt’s unterdessen auch aus Deutschland. Vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) heißt es, Facebook zeige nun sein "wahres Gesicht". BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff sagt: "Nach der Marktmacht spielen die Mega-Plattformen jetzt auch ihre politische Macht aus." Dass eine Plattform nach Belieben einfach Seiten abschaltet, um politischen Druck aufzubauen, zeige, wo das Problem mit den "amerikanischen Netzmonopolisten" liege. "Die Plattform selbst hat den Anspruch, die Welt zu vernetzen, die Welt mit Informationen zu versorgen. Wenn aber die Politik notwendige Regeln aufstellt, dann ist es damit plötzlich vorbei und sowohl die Interessen der NutzerInnen als auch die Meinungs- und Pressefreiheit sind für Facebook auf einmal egal."