Der WDR hat sich mit Blick auf die jüngst ausgestrahlte Folge seiner Talkshow "Die letzte Instanz" selbstkritisch gezeigt. "Der Verlauf der Sendung war nicht, wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten", erklärte der Sender am Sonntag via Twitter mit Blick auf die am späten Freitagabend ausgestrahlte Folge, in der es gleich zu Beginn um Rassismus ging. In der Show sollen eigenen Angaben zufolge "kontroverse Themen unterhaltsam diskutiert werden, dabei darf jeder Gast seine Meinung äußern. Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind", räumte der WDR ein.
In der umstrittenen Sendung hatte Moderator Steffen Hallaschka mit Thomas Gottschalk, Schauspielerin Janine Kunze, dem Comedy-Autoren Micky Beisenherz und dem Mallorca-Sänger Jürgen Milski minutenlang über Rassismus gesprochen und unter anderem mittels roter und grüner Karten über die Frage abstimmen lassen, ob es notwendig gewesen sei, die "Zigeuersoße" umzutaufen. Das Votum der vermeintlich "letzten Instanz" war eindeutig: Unisono hielten Hallaschkas Gäste die roten Karten hoch, nachdem zuvor ziemlich einseitig über das Thema diskutiert worden war.
"Haltet mich für naiv", sagte etwa Janine Kunze. "Der Entstehungsprozess vieler Worte ist ja kein negativer." Und wenn sich keiner beleidigt fühle, sei eine Umbennung nicht nötig gewesen. "Ich kenne keinen, der sagt: Wir fühlen uns angegriffen", so Kunze. Dass dem so ist, könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass schlicht niemand in der Runde saß, der sich angegriffen fühlte. Nicht zuletzt die Zusammensetzung des Podiums war es dann auch, die in den sozialen Netzwerken für einen Sturm der Entrüstung sorgte.
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"Das hier ist das mit Abstand ignoranteste, arroganteste und diskriminierendste was ich seit langem im deutschen TV gesehen habe", schrieb etwa die Komikerin Jasmina Kuhnke, deren Tweet bis zum Mittag mehr als 1.300 Mal geteilt wurde. "Vier weiße Menschen, die erklären wie anstrengend und albern es ist sich mit Rassismus-Kritik auseinanderzusetzen. Danke WDR." Auch ihre Kollegin Enissa Amani äußerste sich ähnlich und bezeichnete die Auswahl der Gäste als "Blamage für Deutschland". In Folge dessen entwickelt sich ein Shitstorm im Netz.
Erst vor einem halben Jahr hatte sich der WDR mit ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen müssen. Damals hatte der Sender angekündigt, dass in der Talkshow "Maischberger. Die Woche" über Rassismus zu sprechen, aber zunächst nur weiße Gäste angekündigt. Erst später hieß es, dass man zu einer afro-amerikanischen Germanistikprofessorin aus North Carolina schalten werde. Nun also wieder Kritik - und erneut ein spätes Einsehen von Seiten des WDR: "Wir lernen daraus und werden es besser machen."