So seien etwa die Anzeigenerlöse um 20 Prozent gewachsen, berichtet Wegner. "Noch erfreulicher hat sich die zweite tragende Erlössäule entwickelt, die digitalen Abonnements. Sie sind um 80 Prozent gestiegen. Zu unserem Glück hatten wir in Verlag und Redaktion in den vergangenen Jahren viel mit unserem Abomodell experimentiert. Als sich die Zahl der Leser plötzlich vervielfachte, wussten wir so ungefähr, was zu tun ist."
Die gute Entwicklung von "Zeit Online" habe "gewiss mit dem Ansatz zu tun, aktuelle, evidenzbasierte Berichterstattung zu stärken", so der Chefredakteur im "journalist". Zwar sei "Zeit Online" normalerweise "ein sehr meinungsfreudiges Medium, aber zumindest in den ersten Monaten haben wir uns bemüht, nicht gleich in den Wettstreit der Standpunkte einzutreten, sondern in den um Tatsachen", so der 51-Jährige rückblickend über die Berichterstattung in der Corona-Krise. "Wir versuchen, den Eindruck zu vermeiden, jemand könne genau wissen, was in einer nie dagewesenen Situation zu tun ist."
Gleichzeitig kritisiert Wegner aber auch die eigene Branche. Er beobachte eine Art Zweiteilung im digitalen Journalismus: "Ein Teil der Medien hat für sich als Geschäftsmodell entdeckt, auf die Spaltung der Gesellschaft zu zielen und diese zu verstärken", sagte er. "Eine andere Gruppe wird eher für lösungsorientierten Journalismus belohnt, für verlässliche Informationen und Einschätzungen, für Dialog und Austausch. In dieser Sphäre sehen wir uns."