Rund 800.000 Euro fehlen Radio Bremen derzeit pro Monat, nachdem die Erhöhung des Rundfunkbeitrags vorerst nicht in Kraft getreten ist. "Als kleine Anstalt sind wir wie der Saarländische Rundfunk doppelt betroffen", sagte Intendantin Yvette Gerner im Interview mit "medienpolitik.net". "Es fehlen Radio Bremen die Beitragsmehreinnahmen und es fehlen die Gelder aus der Erhöhung des Finanzausgleichs innerhalb der ARD. Damit sind wir aktuell auf Dauer nicht funktionsgerecht finanziert. Es liegt auf der Hand, dass jeder Euro weniger an der Auftragserfüllung rüttelt."
Dennoch will Gerner zumindest vorerst nicht am Programm sparen. "Gerade jetzt in der Corona-Pandemie, in Zeiten von Distanz und Kontaktverboten, braucht es verlässliche Informationsangebote, Service und auch vertraute Begleiter der Menschen", so die Intendantin. "Genau das liefern wir in den Radiowellen, auf den Internetplattformen und im Fernsehen. Da jetzt massiv zu sparen, wäre falsch."
Zumindest für "kurze Zeit" könne ihr Haus "von der Substanz leben, aber da ist bei Radio Bremen nach etlichen Sparrunden in der Vergangenheit nicht viel Fleisch auf dem Knochen", betonte Yvette Gerner gegenüber "medienpolitik.net". "Es gibt weitere Möglichkeiten, wie wir es schaffen könnten, erst einmal über die die Runden zu kommen. Aktuell schauen wir uns alle Projekte an und überlegen, was wir schieben können. Das birgt aber auch Havarie-Risiken und schwächt unsere Zukunftsfähigkeit."
Mit Blick zurück auf das vergangene Jahr erklärte Gerner indes, dass es finanziell schwierig zu steuern gewesen sei, "weil wir die Kosten für diese und andere Corona-Maßnahmen nicht absehen konnten, gleichzeitig war der Werbemarkt volatil". Auf der anderen Seite seien einige geplante Produktionen nicht zustande gekommen. "Klar ist, die Corona-Krise hat mehr Mittel verschlungen als wir für 2020 geplant hatten, die Mehraufwendungen sind allerdings nicht so hoch wie im Sommer mal befürchtet wurde."