Ein Streaming-Abo kommt selten allein: Deutschlands Bezahlvideo-Nutzer leisten sich Studien zufolge durchschnittlich 2,2 Abonnements pro Haushalt, Tendenz steigend. Mit wachsendem Angebot der Plattformen wird auch die Frage lauter, wie viele Dienste und welche Kosten für den Normalverbraucher die Grenze nach oben darstellen. Im US-Markt macht schon die Sorge vor einer 'subscription fatigue' die Runde.
Lässt sich das Problem lösen, wenn Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ & Co. über eine einzige App ins Wohnzimmer kommen? Aggregation und Bündelung sind keine ganz neue Idee – doch so radikal wie ScreenHits TV hat sie noch kein Anbieter in Angriff genommen. Die selbst ernannte "All in One Streaming App" aus London will bis Ende Januar in Nordamerika und Großbritannien vom Betatest in den Regelbetrieb übergehen und recht bald auch in Deutschland starten.
"Wir sehen in der DACH-Region ein wichtiges Marktpotenzial für ScreenHits TV und sind hier bereits mit allen wesentlichen potenziellen Partnern im Gespräch", sagt Ramy Nasser, Vice President Corporate Development EMEA, dem Medienmagazin DWDL.de. "Den offiziellen Start planen wir gegen Ende des ersten Quartals – als erste Region in Kontinentaleuropa." Hinter dem Aggregator steht die 2012 gegründete britische Firma ScreenHits, die bisher ausschließlich als B2B-Anbieter in Erscheinung trat und Kunden wie Turner, IMG, Sony Pictures oder BBC Worldwide mit technischen Lösungen zur Content-Monetarisierung versorgte.
Von herkömmlichen Diensten, die plattformübergreifende Programmempfehlungen liefern und Nutzer dann an die jeweilige Plattform weiterleiten, will man sich vor allem dadurch abheben, dass man die Partner per Deeplink einbettet und deren Inhalte somit unmittelbar im ScreenHits-Interface gestreamt werden können. Das Ganze soll in Kürze via iOS- und Android-Apps, Amazon Fire TV, Google Chromecast, Apple TV sowie Samsung- und LG-Smart-TV möglich sein. "Jede Kooperation folgt ihrem eigenen Modell, wir sind da durchaus flexibel", so Nasser. "Das Spektrum reicht vom einfachen Redirect bis zum Deeplink in den Programmfeed des Partners. Je intensiver eine Partnerschaft, desto größeren Nutzwert können wir für Abonnenten schaffen. Die intensive Partnerschaft wird dabei die Regel sein und kontinuierlich entwickelt, deshalb fokussieren wir uns auf wenige nachhaltige Kooperationen mit den Marktführern."
Geschäftlich interessant wird es für ScreenHits und seine Partner, wenn es um den Abschluss neuer Abos geht. Das Unternehmen kassiert eine Provision, sobald Nutzer aus der App heraus zukaufen. Dabei wirbt ScreenHits damit, dass über rabattierte Pakete mehr als 25 Prozent Einsparpotenzial im Vergleich zu den Einzelangeboten besteht, etwa wenn bestimmte Sport-, Kinder- oder Filmangebote gebündelt werden. Auch AVoD-Plattformen und OTT-Livekanäle will ScreenHits einbinden.
Während die ganz Großen wie Netflix oder Disney eine solche Kooperation unter dem Gesichtspunkt der Reichweite nicht unbedingt nötig haben, könnte es dem Ökosystem Streaming insgesamt durchaus nützen, wenn Frustration durch langes Suchen reduziert, das Nutzererlebnis vereinfacht, die kumulierten Kosten gesenkt würden und damit letztlich auch die Bereitschaft zunähme, mehr Abos parallel abzuschließen. Nicht umsonst lässt sich Marktführer Netflix auch bislang schon von Sky oder der Telekom in deren TV-Paketen mitvermarkten.