86,8 Millionen Abonnenten zählt Disney+ nur ein Jahr nach dem Start. Es ist ein Erfolg, der auch die kühnsten Erwartungen im Hause Disney noch deutlich übertrifft. Dabei hielt sich die Zahl an exklusiven Disney+-Produktionen im ersten Jahr - auch Pandemie-bedingt - doch eher in Grenzen. "The Mandalorian" war ein durchschlagender Erfolg, heimste vom Stand weg für Disney+ sogar Emmy-Ehren ein - doch ansonsten fällt es schon schwerer, große weitere Highlights zu nennen. Doch auf seinem Investors Day hat der Konzern nun einen massiven Ausbau der Inhalte angekündigt - und zugleich seine Abonnenten-Ziele auf 300 bis 350 Millionen bis 2024 deutlich angehoben - wobei sich die Zahl auf alle Streaming-Angebot des Konzerns bezieht, die derzeit in Summe schon 137 Millionen zahlende Kunden zählen.
Disney+ ist aber ohne Frage das Herzstück dieser Strategie und wird außerhalb Amerikas zum zentralen Streaming-Angebot weiter ausgebaut. Im US-Heimatmarkt betreibt Disney neben Disney+ und dem Sport-Dienst ESPN+ ja auch Hulu für "erwachsenere" Inhalte. Für letzteres hat Disney international schon vor einiger Zeit die Marke "Star" angekündigt. Nun steht fest: In Lateinamerika startet Star zwar (dort inklusive Sport-Inhalten) als eigenständiges Streaming-Angebot, im Rest der Welt wird Star aber als Bereich in Disney+ integriert, das somit eine erheblich breitere Aufstellung bekommen - allerdings auch steigende Preise. Von 6,99 im Monat steigt der Preis in Europa auf 8,99 Euro. Angesichts der Tatsache, dass der Preis von Disney+ selbst in den USA ebenfalls um 1 Dollar auf 7,99 Dollar steigt, erscheint das allerdings angesichts der deutlichen Ausweitung des Angebots ein eher überschaubarer Preis-Schritt. Zwar liegt man damit dann über dem billigsten Netflix-Abo - das aber noch nicht mal HD-Qualität umfasst. Die meisten Kunden dürften daher inzwischen knapp 12 Euro für Netflix im Monat berappen.
Unter dem Star-Label wird Disney+ die Heimat für Inhalte von den Disney Television Studios, FX, 20th Century Studios und 20th Television, lokale Produktionen kommen noch obendrauf. Mit den dadurch hinzukommenden Serien, Filmen und Dokumentationen soll sich die Zahl der Inhalte von Disney+ nochmal in etwa verdoppeln. Schon im nächsten Jahr gibt's eine ganze Reihe an neuen Serien wie "Only Murders in the Building", "The Dropout", "Dopesick", "American Horror Stories", "The Old Man", "Y: The Last Man", "Platform" und "Reservation Dogs". Und nun ist auch klar, warum die Kardashians nach 20 Jahren ihre Dokusoap bei E! beendet haben: Sie stehen nun bei Disney unter Vertrag. In welcher Form sie dort genau auftauchen, ist aber noch unklar. Disney+ verabschiedet sich damit vom bisherigen Anspruch, allein auf familienfreundliche Inhalte zu setzen - um Eltern, die genau deswegen das Angebot gebucht haben nicht zu verschrecken, werden aber neue Jugendschutz-Mechanismen eingeführt - also spezielle Profile, über die man nur auf für Kinder geeignete Inhalte zugreifen kann, während alle anderen mit einem PIN-Code geschützt sind.
Ausgebaut wird Disney+ aber nicht nur durch Star, auch beim bisherigen Portfolio will man massiv draufsatteln und das Ziel von mindestens 100 neuen Inhalten pro Jahr zu erreichen. So sollen in den nächsten Jahren je gleich zehn neue Star Wars- und Marvel-Serien starten. So sind unter anderem zwei weitere Serien in der Mandalorian-Ära sowie Ewan McGregor in "Obi-Wan Kenobi" geplant. Auch "Indiana Jones" kehrt in Filmform bei Disney+ auf den Bildschirm zurück. Bei Marvel stehen unter anderem "Secret Invasion" mit Samuel L. Jackson, "Ironheart" mit Dominique Thorne und "Armor Wars" mit Don Cheadle in den Startlöchern. Pixar produziert mit "Win or Lose" erstmals eine animierte Longform-Serie, dazu warten etwa "Turning Red" und "Lightyear". Die Walt Disney Animation Studios haben angekündigt, dass der Film "Raya and the Last Dragon" im März parallel zum Kinostart auch - für einen Aufpreis - bei Disney+ verfügbar gemacht wird. Auch die Disney Animation Studios werden künftig zudem Serien produzieren, darunter etwa "Baymax" und "Zootopia+".
Die Ankündigungen zeigen einmal mehr: Disney, das als Gesamt-Konzern von der Corona-Pandemie vor allem aufgrund des Vergnügungspark- und Kreuzfahrt-Geschäfts schwer getroffen wurde, geht in Sachen Streaming nun endgültig All-In - und sieht sich durch das erste Jahr von Disney+ darin bestätigt. "Der enorme Erfolg, den wir mit unserem einzigartigen Portfolio an Streaming-Diensten mit weltweit mehr als 137 Millionen Abonnements erzielt haben, hat unser Vertrauen in unsere Beschleunigung hin zu einem DTC-first-Geschäftsmodell gestärkt", erklärt Disney-Boss Bob Chapek. Da Disney+ mit der breiteren Aufstellung nun nochmal für ganz andere Kundengruppen interessant wird, scheinen die Ziele nicht zu hoch gesteckt.