Personalabbau via Videocall: Was Discovery vor wenigen Wochen bereits bei einigen bisherigen Führungskräften vollzog, erwischte am Donnerstag die Belegschaft des im Sommer eingekauften Fernsehsenders Tele 5. Was brutal klingt, ist der Corona-Pandemie geschuldet, die Präsenzveranstaltungen mit der Belegschaft nicht möglicht macht. Und so informierte der neue Geschäftsführer Alberto Horta - in Personalunion auch stellvertretender Geschäftsführer von Discovery Deutschland - per Videokonferenz über bevorstehende Kündigungen, zu denen die betroffenen Personen noch am Nachmittag eine Einladung erhielten.
35 Personen waren bei diesem späteren Gespräch, an dem auch der Betriebsrat teilnahm, dabei. Entsprechende Angaben machten Beteiligte gegenüber DWDL.de. Ganz überraschend kommt der Stellenabbau, über den "Meedia" zuerst berichtete, nicht. Seit dem Verkauf des Senders durch Leonine im Sommer konnte Discovery keine Antwort geben auf die Frage, was der sonst auf Factual-Programme spezialisierte US-Konzern eigentlich mit einem Serien- und Spielfilmsender wie Tele 5 plant. Mehrere Interview-Anfragen wurden abgelehnt mit dem Verweis auf die noch nicht abgeschlossene Integration des Senders. Auch intern gab es keinerlei Auskunft für den geplanten Kurs.
Ohne eine erklärte Strategie für die Zukunft war die Stimmung im zweckmäßigen Plattenbau auf dem Bavaria-Studiogelände in Grünwald schon in den vergangenen Monaten schlecht. Eine Kündigungswelle wurde von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern inzwischen schon erwartet, doch der Zeitpunkt, einen Monat vor Weihnachten, stößt jetzt vielen besonders bitter auf. Zumal der Sender nach früheren Angaben des ehemaligen Geschäftsführer Kai Blasberg über Jahre hinweg Gewinne einfuhr, die dem Sender Extravaganzen und Experimente ermöglichten.
"Maßnahmen, um in Zeiten von Unsicherheiten das Geschäft von Tele 5 wirtschaftlich nachhaltig für die Zukunft aufzustellen"
Tele 5-Geschäftsführer Alberto Horta
Discovery aber will Doppelstrukturen abbauen. Der Abbau von etwa der Hälfte aller Arbeitsplätze ist der engeren Verzahnung von Tele 5 mit den bestehenden Strukturen von Discovery geschuldet, allen voran in der Werbevermarktung. Bislang vermarktete sich Tele 5 selbst. Auch bei Personalabteilung und Sendeplanung sollen vorhandene Ressourcen genutzt werden. Unklar ist noch, ob der Sender überhaupt seinen eigenen Sitz auf dem Bavaria-Gelände behält oder unter das Dach von Discovery in die Münchener Innenstadt zieht. Ein langjähriger Mietvertrag mit der Bavaria Film soll einer schnellen Entscheidung hierüber bislang im Wege stehen.
Weiter heißt es: "Es ist uns ein großes Anliegen, dass dieses Thema zunächst mit dem Betriebsrat und den betroffenen Mitarbeitern besprochen wird, bevor wir uns dazu öffentlich äußern. Das gebietet schon der Respekt gegenüber den betroffenen Mitarbeitern, die das aktuelle Umfeld nicht zu vertreten haben, aber trotzdem weitreichende persönliche Konsequenzen tragen müssen. Da dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, können wir aus den dargelegten Gründen hierzu aktuell nicht konkreter Stellung nehmen."