Gerade erst hat sich Ralf Moeller als Moderator von "Täglich frisch geröstet" versucht, da betritt Bernd Reichart die Bühne der neuen Late-Night-Show, die seit dieser Woche beim Streamingdienst TVNow zu sehen ist. Es ist jedoch glücklicherweise keine neue Ausgabe, die der CEO der Mediengruppe RTL Deutschland präsentiert. Vielmehr dient das Studio in Köln-Ossendorf als Schauplatz einer gemeinsamen Pressekonferenz von RTL und der Deutschen Telekom, und in gewisser Weise passt die opulente Kulisse zu den Superlativen, die beide Unternehmen an diesem Dienstag auf digitalem Wege reihenweise servieren.
Konkret wird das Angebot integraler Bestand der beiden neuen Tarife MagentaTV Smart und MagentaTV Smart Flex, die den Kunden ab sofort neben der Telekom-"Megathek" und 50 HD-Sendern zusätzlich Zugang zum kompletten TVNow-Angebot gewähren. Interessant ist, dass die Inhalte ohne eine gesonderte App jederzeit abrufbar sein sollen. Wer sich für den Smart-Tarif entscheidet, bindet sich zum Preis von monatlich 9,75 Euro jedoch für immerhin zwei Jahre und benötigt zudem einen sogenannten Magenta-Zuhause-Vertrag. Wer schon Telekom-Kunde ist, kann in den neuen Vertrag wechseln, muss es aber nicht.
Gleichzeitig schielt der Bonner Telekommunikationskonzern aber auch auf Kunden ohne Telekom-Festnetzanschluss, für die MagenaTV - ohne TVNow - im Tarif MagentaTV Smart jedoch zwei Euro teurer wird als bisher. Inklusive des Zugangs zum RTL-Streamingdienst verlangt die Telekom 14,62 Euro pro Monat bei einer monatlichen Kündigungsfrist. Das ist allerdings nur geringfügig günstiger als beides einzeln zu buchen. Damit das Publikum von der Zusammenarbeit Notiz nimmt, werden die Free-TV-Sender der Mediengruppe an diesem Dienstag um 20:12 Uhr übrigens einen dreiminütigen Trailer ins Programm nehmen, um für das Telekom-Paket zu trommeln. Zudem ist geplant, das neue Angebot ab Anfang Dezember mit einer gemeinsamen Marketing-Kampagne zu begleiten.
Die "doppelte Power" mache MagentaTV "noch attraktiver", zeigt sich Michael Schuld überzeigt und bezeichnet TVNow als "Content-Maschine". Stephan Schäfer, Chief Content Officer bei der Mediengruppe, hört das freilich gerne. Er will diese Position noch weiter ausbauen und verspricht, fortan jede Woche ein neues Original anbieten zu wollen, "um TVNow eine eigene Sprache und ein eigenes Gesicht zu geben", wie er mit Verweis auf zahlreiche Fiction-Projekte, Investitionen in Dokumentationen und Sport oder auch die neue Late Night erklärt. Vollmundig klingt auch, was in einem Werbetrailer über TVNow gesagt wird: "Wir wollen nicht die breite Masse, wir wollen einfach jeden." Es ist ein Satz, an dem sich die RTL-Führungsriege wird messen lassen müssen.
Zusammenarbeit auch bei Addressable TV
Die Integration von TVNow soll jedoch nur ein erster Schritt der Zusammenarbeit sein, die RTL und die Telekom als "Initiative für Innovation im deutschen TV-Markt" feiern. Ziel sei es, die Wachstumsmärkte Streaming und personalisierte Werbung gemeinsam zu erschließen. So haben beide Unternehmen außerdem den systematischen Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Technologie, Vermarktung und Content vereinbart. Dabei steht der Markt der adressierbaren Werbung im Fokus. Telekom und RTL wollen hierfür gemeinsame Lösungen entwickeln, die dann auch für weitere Partner offen sein sollen.
Generell nehme die Bedeutung von Partnerschaften zu, so der CEO der Mediengruppe RTL weiter. Ein wichtiger Faktor sei dabei die Fokussierung. "Jedes Unternehmen macht im Moment diese Übung durch: Was machen wir besser als anderen, aber was vielleicht nicht?" Da kommt die Telekom offenbar gerade recht. Deren Privatkunden-Vorstand Michael Hagspihl betont dann auch, die Zusammenarbeit mit RTL in den Bereichen Inhalte, Technologie und Vermarktung intensivieren zu wollen. "Gemeinsam wollen wir die TV-Branche maßgeblich mitgestalten und im deutschen Werbemarkt neue Akzente setzen."