Dass sich Leonine, das im Zuge der Übernahme von Tele München auch in den Besitz von Tele 5 gekommen ist, über kurz oder lang von dem Sender trennen würde, war erwartet worden. Was im Juli aufhorchen ließ, war der Käufer: Discovery. Seither wird gerätselt: Was genau will der Konzern, der sich doch eigentlich rein dem Factual Entertainment verschrieben hat, mit dem wiederum fast ausschließlich fiktional ausgerichteten Tele 5, das sich in den letzten Jahren unter der Führung des inzwischen abgetretenen Geschäftsführer Kai Blasberg vor allem dadurch einen Namen als unangepasster Sender gemacht hat, der immer für eine verrückte Idee gut ist?
Der Antwort auf diese Frage kam man auch bei der Programmpräsentation 2020/21, die am Dienstag wie üblich corona-bedingt nur rein digital stattfinden konnte, nicht wirklich näher. Doch schon der Titel der Veranstaltung, für den man den Namen des neuen Inhabers kurzerhand in "Very Disco" umstellte, legte nahe, was man vermitteln wollte: Tele 5 soll weiterhin ein bisschen anders, ein bisschen verrückter als andere Sender bleiben. Und so lief die Programmpräsentation dann auch ab.
Peter Rütten und Oliver Kalkofe beim Off-Talk ("Ich hör da fast gar nichts, außer dass alles so bleiben soll, wie es ist"), Sandra von Ruffin und Liam Mockridge, die ein Medley aus "The Bad Touch" der Bloodhound Gang, ("You and me baby ain't nothing but mammmels, so let's do it like they do on the Discovery Channel"), "Dancing Queen" und Major Tom zum Besten gaben. Dazu durfte natürlich auch ein SchleFaZ-Cocktail nicht fehlen, der "Tele Five is staying alive true believer Herbstscreening-Fever" getauft wurde und mit dessen Zutaten Tele 5 die Zuschauer schon im Vorfeld versorgt hatte. Nebenbei ließ man einfließen, dass man im letzten Jahr die höchste Werbeblockreichweite in der Geschichte des Senders hatte.
Alberto Horta, stellvertretender Geschäftsführer von Discovery Deutschland und nach dem Abgang von Kai Blasberg auch Chef von Tele 5, tauchte während der ganzen Veranstaltung nur in zwei Anspielungen auf. Als sich zu Beginn der Präsentation Peter Rütten und Oliver Kalkofe im vermeintlichen Off unterhalten, kommt es zu den Zeilen: "Kennst du eigentlich diesen Alberto Horta?" - "Nie gehört." Später wird er noch mit dem Attribut "Immer eine Sünde wert" belegt.
Doch Horta blieb der Präsentation fern, eine eigene Handschrift für den Sender hätte er aber ohnehin nicht präsentieren können. Nach vorne gestellt wurden neue "SchleFaZ"-Folgen, eine neue Staffel der Film-Reihe "Skandal" mit Oskar Roehler ab Januar, ein weiterhin enorm großes Film-Angebot mit 1.200 Filmen im Jahr sowie ein paar weitere Serien, die den Weg ins Tele 5-Programm finden werden, darunter "Taboo", "The Shannarah Chronicles" und "Fargo" - die allesamt aber auch schon bei anderen Sendern zu sehen waren. Neuigkeiten gab's am Dienstag wie erwähnt nicht. Kontinuität ist sicherlich nicht die schlechteste Nachricht - für einen einen Sender, der anders bleiben möchte, aber auf Dauer auch zu wenig.