Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass ProSiebenSat.1 ins Geschäft der Live-Quiz-Apps einstieg. Zunächst in Österreich gestartet, brachte der Medienkonzern sein Angebot namens Quipp auch schnell nach Deutschland - angelehnt an das Vorbild "HQ Trivia", das eine Zeit lang den amerikanischen App-Markt mit einem simplen Konzept mächtig aufwirbelte. Mehrfach am Tag ging "HQ" live auf Sendung, stellte den Mitspielerinnen und Mitspielern mehrere Quizfragen und verteilte schließlich den Gesamtgewinn unter allen, die ausschließlich richtige Antworten gaben.
In Spitzenzeiten nahmen mehr als eine Million Menschen an dem kostenlosen Quizspiel teil und zeitweise wurde der Unternehmenswert gar auf 100 Millionen US-Dollar geschätzt. Genau dieser Hype war es, der rund um die Welt enorm viele Nachahmer fand - auch hierzulande schossen Live-Quiz-Apps eine Zeit lang wie Pilze aus dem Boden. Doch während die meisten Anbieter recht schnell wieder aufgaben, weil sich das Geschäftsmodell doch als nicht so nachhaltig entpuppte wie anfangs erhofft, hielt ProSiebenSat.1 mit "Quipp" erstaunlich lange durch und erhöhte erst im Sommer die Quiz-Dosis auf mehr als 30 Shows pro Woche (DWDL.de berichtete).
"Quipp hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren zu einer inhaltlich vielseitigen, thematisch bunten und absolut unterhaltsamen Live-Quiz-App im deutschsprachigen Raum entwickelt", erklärte ProSiebenSat.1-Digital-Geschäftsführer Stefan Atanassov noch vor wenigen Monaten. Rückblickend betrachtet war die Offensive jedoch eher das letzte Aufbäumen, denn überraschend ist am Sonntagabend die letzte Quipp-Ausgabe ausgestrahlt worden, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte.
"Nur eine sehr spitze Zielgruppe erreicht"
Die Seven.One Entertainment Group habe mit dem Start von Quipp "den Grundstein für erfolgreiches Mobile Entertainment gelegt und ein technologisch einwandfreies und interaktives Produkt konzipiert und umgesetzt", sagte Atanassov am Montag zu DWDL.de. "Leider hat Quipp als Live-Quiz-App nur eine sehr spitze Zielgruppe erreicht." Genaue Nutzerzahlen nennt ProSiebenSat.1 nicht, verweist stattdessen bloß auf mehr als 1,6 Millionen Downloads. Offensichtlich haben jedoch zu wenige Nutzerinnen und Nutzer teilgenommen - was angesichts der starken Anbindung an diverse TV-Formate durchaus überraschend ist.
ProSiebenSat.1-Digital-Chef Stefan Atanassov sieht dennoch nicht alles negativ. So habe man festgestellt, "dass digitale und interaktive Live-Elemente für eine starke Nutzerbindung sorgen", sagt er. "Darüber hinaus sind sie ein hochattraktives Umfeld für Werbekunden, vor allem bei nativen Werbeformen. Deshalb konzentrieren wir uns künftig auf interaktive Live-Elemente auf unseren digitalen Plattformen. Zu lernen, sich zu hinterfragen und sich dann neu auszurichten ist eine Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein."
Mit dem Quipp-Aus ist das Genre der Live-Quiz-Apps aber wohl auch in Deutschland endgültig gescheitert. Hierzulande war das erfolgreichste Format eine Zeit lang die "Cash Show", die in der Spitze mehr als 70.000 Mitspieler anlockte, es aber letztlich nicht schaffte, in sechsstellige Nutzerzahlen vorzudringen und damit für Werbekunden ähnlich interessant zu werden wie "HQ Trivia". Doch selbst das US-Original kämpft mit Problemen: Im Februar wurde bekannt, dass das Unternehmen hinter der App pleite ist. Der einstige Shootingstar ist schnell gefallen.