Es gab Zeiten, da schien der Eurosport Player im Zentrum der Zukunftsstrategie von Discovery zu stehen. Immer und immer wieder wurde im Programm von Eurosport für den Streamingdienst geworben. Wie groß die Hoffnungen waren, lässt sich auch daran erkennen, dass der US-Konzern sogar Rechte an einigen Bundesliga-Spielen erwarb, mit denen der Player aufgewertet werden sollte. Inzwischen ist es allerdings still geworden um das Projekt. Zwar existiert der Eurosport Player noch immer, doch beworben wird schon seit einiger Zeit Joyn, das Joint-Venture, das Discovery mit ProSiebenSat.1 betreibt.
Die Rechte an der Bundesliga hat Discovery längst an DAZN abgetreten, auch wenn im Zuge der Corona-Krise der Versuch scheiterte, komplett aus dem noch immer bestehenden Vertrag mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) auszusteigen. Die Bundesliga dürfte letztlich ein ziemliches Verlustgeschäft gewesen sein für Eurosport. Da passt es gut ins Bild, dass Amazon den Eurosport Player jetzt regelrecht verscherbelt: Wer Prime-Kunde ist, kann derzeit den Sport-Streamingdienst dazubuchen - zum symbolischen Preis von einem Cent für ein ganzes Jahr. Regulär ist der Eurosport Player eigentlich für knapp 50 Euro zu haben.
Amazon bestätigt den Kampfpreis
Ein Preisfehler? Mitnichten. Auf DWDL.de-Nachfrage bestätigt ein Amazon-Sprecher die Echtheit des Angebots, das vorerst bis zum Jahresende gebucht werden kann. Für Discovery ist der Preis, auf den der Konzern keinerlei Einfluss hat, ein Schlag ins Gesicht und ein neuer Tiefpunkt in der Geschäftsbeziehung zu Amazon. Bereits im Mai hatte es zwischen beiden Unternehmen gehörig geknirscht. Weil sich Amazon von Discovery die Übertragung der Bundesliga-Spiele im auch für Prime-Kunden buchbaren Eurosport Player zusagen ließ, diese aber wegen der Vertragsstreitigkeiten mit der DFL nicht einhalten konnte, übernahm Amazon die Übertragung kurzerhand selbst - produziert vom Eurosport-Team.
Im August erklärte ein Schiedsgericht schließlich die von Eurosport ausgesprochene Kündigung des DFL-Vertrags für unwirksam, sodass die Freitagsspiele sowie vereinzelte Spiele am Sonntagmittag und Montagabend auch in der laufenden Saison noch im Eurosport Player übertragen werden, um Amazon nicht noch weiter zu verärgern. Eurosport greift hier längst auf die Produktion des Streamingdienstes DAZN zurück, an den man die Rechte mit Verlusten sublizenziert hatte. Dass Amazon den Eurosport Player jetzt zum Kampfpreis anbietet, dürfte auch mit DAZN zusammenhängen: Es ist davon auszugehen, dass viele Fußball-Fans direkt zu dem Streaming-Konkurrenten gewechselt sind und sich das Eurosport-Abo über Amazon sparten.
Der von Amazon verlangte Jahrespreis von einem Cent dürfte somit letztlich vor allem als eine Art Aktion zur Rückgewinnung sportaffiner Prime-Kunden zu verstehen sein. Zu den genauen Gründen will sich Amazon nicht äußern. Freuen können sich die Fans von Werder Bremen und dem 1. FC Köln: Die können an diesem Freitag das Bundesliga-Spiel beider Mannschaften für ziemlich kleines Geld anschauen.