Sein erstes Jahr als ARD-Vorsitzender hat sich WDR-Intendant Tom Buhrow sicher anders vorgestellt. Und doch zog Buhrow am Donnerstag bei den Medientagen München eine positive Zwischenbilanz, "Wir haben die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, weiter vorangetrieben", sagte er im Interview mit DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges mit Verweis auf die Stärkung der ARD-Mediathek und den neuen Staatsvertrag, den in der ersten Jahreshälfte sämtliche Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten unterschrieben haben.

Nun hofft Buhrow, dass die Landesparlamente der geplanten Erhöhung des Rundfunkbeitrags bis zum Jahresende zustimmen werden. "Ich bleibe berufszuversichtlich", erklärte der WDR-Intendant und mahnte zugleich, dass es nicht sinnvoll sei, die Debatte über die Erhöhung mit der Diskussion über die Definition des Auftrags für die Öffentlich-Rechtlichen, wie sie für das kommende Jahr geplant ist, zu verknüpfen. Buhrow versprach jedoch, sich dieser Diskussion nicht verschließen zu wollen. "Dafür verpfände ich auch mein Wort", sagte er. "Wir werden uns nicht eingraben." 

Darüber hinaus verwies er jedoch auf die vielen unterschiedlichen Interessen. Ob Sport, Kultur, Unterhaltung - "egal wo man rangeht gibt es große, kontroverse Diskussionen", so Buhrow über mögliche Einsparungen in der Zukunft, "denn die Menschen lieben en gros das, was wir machen." Jedes Genre habe große Fans und Befürworter – und mit denen müsse man diskutieren. 

Tom Buhrow und Torsten Zarges © Medientage München WDR-Intendant Tom Buhrow und DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges

Generell zeigte sich Tom Buhrow mit dem Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zufrieden. "Wir haben uns als absolute Informationsquelle des Vertrauens für die Menschen herausgestellt", erklärte der Intendant mit Blick auf die Berichterstattung während der Corona-Krise. Gleichzeitig hätten die Angriffe auf öffentlich-rechtliche Medien in anderen Ländern ARD und ZDF eher genutzt. "Wenn man sich die Gesellschaften anschaut, die ihre öffentlich-rechtlichen Medien geschwächt haben, dann ging damit meistens auch ein Verfall der öffentlichen Diskussionskultur einher", sagte Buhrow mit Verweis auf Großbritannien und die USA.

Eine Zuschauerfrage nach einer Art "Übermediathek" aller Öffentlich-Rechlichen bezeichnete der ARD-Vorsitzende indes als "Kernfrage". "Ich finde, das ist der Zug der Zeit", so Buhrow. "Ich kann verstehen, wenn unsere öffentlich-rechtliche Schwesteranstalt aus Mainz da im Augenblick einen Wettbewerbsvorteil sieht. Sie hat ihre Mediathek früher ausgerichtet und modernisiert. Ich würde sagen, jetzt sind wir gleichauf." Die Konturen beider Systeme müssten weiter sichtbar bleiben, "aber wenn wir wettbewerbsfähig mit den internationalen Plattformen bleiben müssen, dann ist das etwas, das man im Blick behalten muss." Er glaube, die Politik habe das auch erkannt, eine solche Mediathek könne also am Ende eines Weges stehen.