Die Arbeit von Journalisten ist in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden, immer wieder werden Reporter auf offener Straße angefeindet, teilweise sogar körperlich angegriffen. In den Niederlanden hat das nun Konsequenzen: Die Rundfunkanstalt Nederlandse Omroep Stichting (NOS) hat entschieden, alle ihre Logos von Fahrzeugen zu entfernen, also auch von Übertragungswägen. Als Grund nennt das Unternehmen massiv zunehmende Attacken gegen Mitarbeiter und Fahrzeuge.
NOS ist zuständig für die Produktion und Zulieferung für die Nachrichten sowie die Sportberichterstattung für die Sender NPO1, NPO2 und NPO3. NOS-Chefredakteur Marcel Gelauff bezeichnete den Schritt in einem Text in eigener Sache als Niederlage für das Unternehmen, aber auch für den Journalismus insgesamt. Man wollte die Logos nicht entfernen, weil man als öffentliche journalistische Organisation sichtbar und zugänglich sein wolle. Der Schutz der Mitarbeiter mache den Schritt aber nötig, so der Chefredakteur. Viele Mitarbeitern hätten inzwischen Angst, sagt Gelauff.
Offenbar hat sich die Situation in den Niederlagen erst in den vergangenen Wochen und Monaten drastisch verschärft. Noch im Frühjahr diskutierte man über die Entfernung der Logos - und lehnte sie ab. "Es hat sich alles in kurzer Zeit schnell geändert", sagt der Chefredakteur. "Fast jeden Tag werden Kollegen auf der Straße mit erhobenen Mittelfingern konfrontiert, Müll wird auf sie geworfen, sie werden auf der Autobahn abgeschnitten und einige bremsen sogar direkt vor unseren Autos hart."
Auch die niederländische Konkurrenz hat sich Bereits zur Entscheidung von NOS geäußert. So erklärte der Chefredakteur von RTL Nieuws, die Entscheidung der Kollegen sei verständlich, aber traurig. Es sei inakzeptabel, dass Journalisten ihre Arbeit nicht ungestört machen könnten. Man sei solidarisch mit den Kollegen.
Und aus Deutschland gibt es bereits eine Redaktion des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), dieser reagierte mit "Bestürzung" auf das Vorgehen der niederländischen Kollegen. "Das ist erschreckend", sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. "Schlimm, dass Journalistinnen und Journalisten des Rundfunks jetzt in der Öffentlichkeit untertauchen müssen, um noch ihren Job machen zu können. Wer Gewalt gegen Journalisten ausübt, hat das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit im Visier. Das ist nirgendwo akzeptabel, weder in Deutschland noch in den Niederlanden."