Durch das Coronavirus fand die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises in diesem Jahr in einem deutlich verkleinerten Rahmen statt. Dennoch ist die Vergabe der Blauen Panther im Jahr 2020 ein kleines Stück Normalität in einem sonst alles andere als normalen Jahr. Die für die bayerische Filmwirtschaft zuständige Digitalministerin Judith Gerlach überreichte die Auszeichnungen in der Münchner Residenz. Und das Gewinnerfeld ist durchaus breit aufgestellt.
In der Kategorie Information wurde Thilo Mischke für seine Reportage "Deutsche an der ISIS-Front" geehrt. Die Jury lobt, dass Mischke in der Reportage nicht urteile, sondern beobachte, einordne und erkläre. Der Film sei "ein Stück Qualitätsfernsehen, weil die Reportage eben nicht auf einer vorgefassten Meinung fußt, sondern neugierig im besten Sinne des Wortes ist. Weil sie auch die Rolle des Reporters und seines Teams thematisiert." Genau dieses Element macht die Reportagen von Thilo Mischke aus (DWDL.de berichtete). ProSieben wird die ISIS-Doku am kommenden Montag, den 19. Oktober, noch einmal im Anschluss an "Late Night Berlin" wiederholen.
Und auch in der Kategorie "Beste Jugendserie" kann sich ein Privatsender über eine Auszeichnung freuen, hier erhielt RTLzwei für "Wir sind jetzt" einen Blauen Panther. Regisseur Christian Klandt porträtiere das Lebensgefühl einer jungen Generation mit viel Wärme und Authentizität, urteilt die Jury. Gefördert wurde die Serie vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Gleich zwei Gewinner gibt es in der Unterhaltung: Neben dem 3sat-Format "Pufpaffs Happy Hour" und Moderator Sebastian Pufpaff, ging auch ein Blauer Panther an das BR-Format "Landfrauenküche" und Fidelis Mager.
Pufpaff und BR-Landfrauen geehrt
In der BR-Sendung kochen sieben Frauen aus bayerischen Bezirken gegeneinander und bewerten die Kochkünste der jeweils anderen. Die Jury lobt, Produzent Mager, schaffe es, den ländlichen Raum und seine Menschen unterhaltend und informativ auf den Bildschirm zu bringen. Sebastian Pufpaff beschreibt die Jury als "Gastgeber mit Leidenschaft, Herz und Verstand, Anzug und Sneakers". Er sei ein Grenzgänger zwischen Comedy und Kabarett sowie zwischen Mainstream und Nische.
Als beste Schauspielern wurde Aylin Tezel ("Der Club der singenden Metzger") mit einem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sie setzte sich gegen ihre Kolleginnen Leonie Benesch und Anna Maria Mühe durch. Einen weiteren Panther erhielten die Macher von "Der Club der singenden Metzger" in der Kategorie Beste Musik, explizit ausgezeichnet wurden hier Jonas Nay und David Grabowski.
Ebenfalls über eine doppelte Auszeichnung freuen können sich die Macher des Films "Weil du mir gehörst". So wurde Felix Klare als bester Darsteller geehrt und auch der Preis für das beste Drehbuch ging an die "Weil du mir gehörst"-Autorin Katrin Bühlig. Für die beste Regie ausgezeichnet wurde Pia Strietmann ("Endlich Witwer") und einen Preis in der Kategorie Kultur und Bildung erhielten Maxine Brückner und Florian Hartung als Autoren der Vox-Dokumentation "Kindheit unterm Hakenkreuz – 80 Jahre 2. Weltkrieg". Ebenfalls im Bereich Kultur und Bildung ausgezeichnet wurden Friedrich Scherer und Winfried Laasch für Buch und Regie zur Doku "Ein Tag in Auschwitz".
Emma Bading gewinnt Nachwuchspreis
Darüber hinaus wurde auch ein von der LfA Förderbank Bayern mit 10.000 Euro dotierter Nachwuchspreis vergeben, dieser ging an die Schauspielerin Emma Bading für ihre Rolle im Fernsehfilm "Play". "Mit ihrer eindringlichen, emotional durchlässigen und hochintensiven darstellerischen Leistung verkörpert sie die junge Hauptfigur in ihrer Mischung aus Ernsthaftigkeit und jugendlicher Verlorenheit so eindrucksvoll, dass es dem Zuschauer den Atem raubt. Emma Bading nimmt uns mit ihrem Spiel mit in die vielschichtige, ambivalente und abgründige Existenz der Protagonistin und trägt so entscheidend dazu bei, dass wir bereit sind, diese Abwärtsspirale bis tief in die Dunkelheit mitzugehen. Eine ganz starke junge Schauspielerin in einem ebenso starken wie beklemmenden Film, der lange nachwirkt", so die Jury.
Den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten an die langjährige TV-Moderatorin Carolin Reiber hatte Regierungschef Markus Söder bereits am Vortag überreicht. "Corona hat uns in diesem Jahr gezeigt, wie bedeutsam das Medium Fernsehen nach wie vor ist", sagt Digitalministerin Judith Gerlach. "Ob es uns in diesem Sturm aus oft widersprüchlichen Nachrichten Orientierung gibt, oder uns ein paar Momente der Entspannung und Unterhaltung schenkt – Fernsehen ist gerade in diesen Corona-Zeiten ein wichtiger Begleiter. Dass die Branche trotz schwieriger Rahmenbedingungen im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet arbeitet, wollen wir mit dem Bayerischen Fernsehpreis 2020 würdigen."
Alle Preisträger auf einen Blick:
Information: Thilo Mischke ("Deutsche an der ISIS-Front", ProSieben)
Beste Schauspielerin: Aylin Tezel (Der Club der singenden Metzger, ARD)
Bester Schauspieler: Felix Klare ("Weil Du mir gehörst", ARD)
Beste Regie: Pia Strietmann ("Endlich Witwer", ZDF)
Bestes Drehbuch: Katrin Bühlig ("Weil Du mir gehörst", ARD)
Beste Musik: Jonas Nay und David Grabowski ("Der Club der singenden Metzger", ARD)
Beste Jugendserie: Christian Klandt ("Wir sind jetzt", RTLzwei)
Unterhaltung: Sebastian Pufpaff ("Pufpaffs Happy Hour", 3sat)
Unterhaltung: Fidelis Mager ("Landfrauenküche", BR)
Kultur und Bildung: Maxine Brückner und Florian Hartung ("Kindheit unterm Hakenkreuz – 80 Jahre 2. Weltkrieg", Vox)
Kultur und Bildung: Dr. Friedrich Scherer und Winfried Laasch ("Ein Tag in Auschwitz", ZDF)
Nachwuchspreis: Emma Bading ("Play", ARD)