Seit 2015 untersucht Infratest dimap in einer Studie im Auftrag des WDR, welche Glaubwürdigkeit die Deutschen den Medien bescheinigen. Generell gaben demnach diesmal 67 Prozent an, die Informationen in deutschen Medien für glaubwürdig zu halten - damit zeigt sich zwar noch immer ein Drittel der Deutschen generell kritisch, es ist im Vergleich zum Vorjahr aber ein Zugewinn von sechs Prozentpunkten. 2015 waren es sogar nur 52 Prozent der Deutschen, die die Informationen in deutschen Medien als glaubwürdig einstuften. Im Gegenzug sinkt die Zahl der Deutschen, die glauben, dass es politische Vorgaben für die Berichterstattung der Medien gibt leicht auf 35 Prozent. 2015 und 2016 gaben das noch 42 Prozent an.
In Sachen Glaubwürdigkeit gibt es natürlich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mediengattungen. Die größte Glaubwürdigkeit wird der Studie zufolge dem öffentlich-rechtlichen Radio bescheinigt (81 Prozent / +3), die Infos im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schätzen 79 Prozent als glaubwürdig ein (+5), Tageszeitungen rangieren mit 74 Prozent nun knapp dahinter (-2). Mehrheitlich als glaubwürdig eingeschätzt werden auch die Internetangebote öffentlich-rechtlicher Sender (63 Prozent / +4) sowie die Internetangebote von Zeitungen und Zeitschriften (45 Prozent / -1). Als "weniger glaubwürdig" bewertet ein Großteil der Befragten die Boulevardpresse, nur 6 Prozent (-1) halten sie für glaubwürdig. Auch die Informationen in sozialen Netzwerken schätzen die Deutschen größtenteils als wenig glaubwürdig ein, wobei es zwischen den einzelnen Plattformen durchaus Unterschiede gibt: Während Youtube noch von 18 Prozent (-1) der Befragten als glaubwürdig beurteilt wird, fallen Twitter (7 Prozent, -1), Facebook (7 Prozent, unverändert) und Instagram (5 Prozent, -1) deutlich ab.
Die Zahlen stehen in diesem Jahr besonders unter dem Eindruck der alles dominierenden Corona-Berichterstattung. Der Studie zufolge beurteilen 82 Prozent der Befragten die Corona-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als gut oder sehr gut, 74 Prozent die im öffentlich-rechtlichen Radio. Auch die Berichterstattung von Tageszeitungen (68 Prozent) und in den Internetangeboten der öffentlich-rechtlichen Sender (56 Prozent) schneidet überwiegend positiv ab. Mit 33 Prozent mehrheitlich als schlecht oder weniger gut bewertet wird hingegen die Corona-Berichterstattung der Boulevardpresse. Nur elf Prozent der Befragten finden diese gut oder sehr gut. Die Corona-Krise sorgte übrigens auch dafür, dass das Vertrauen in politische Institutionen massiv gestiegen ist: so geben nun 61 Prozent an, Vertrauen in die Bundesregierung zu haben, ein Plus von 24 Prozentpunkten. 57 Prozent in den Bundestag (+15 Prozentpunkte).
WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn zeigt sich mit den Zahlen wenig überraschend zufrieden und sieht sie als "großes Kompliment an die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten in diesem Jahr". Schönenborn weiter: "Natürlich bin ich stolz, dass die öffentlich-rechtlichen Angebote dabei so herausragen. Aber es ist aus meiner Sicht insgesamt ein gutes Zeugnis für den Zustand unserer Gesellschaft, dass im Jahr der Pandemie das Vertrauen in die Medien, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber auch in die politischen Institutionen insgesamt so gestiegen ist. Die Kritiker der Corona-Maßnahmen machen sich zwar laut bemerkbar, sind aber doch nur - wie die Studie erneut zeigt - eine Minderheit."