Die Meldung vom vorzeitigen Ausscheiden Volker Herres' kam nicht zufällig an diesem Dienstag. Heute und morgen treffen sich die Intendantinnen und Intendanten der ARD in Berlin, um in dieser Runde wie üblich einige Entscheidungen offiziell zu verabschieden. Auf der Tagesordnung steht dabei auch bereits die Klärung der Nachfolge an der Spitze der Programmdirektion des Gemeinschaftsprogramms der ARD.
Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de soll Christine Strobl neue Programmdirektorin des Ersten werden. Die 49-jährige Fernsehmanagerin ist seit Sommer 2012 als Geschäftsführerin der ARD-Produktionstochter Degeto zuständig für Programmeinkauf und Produktion, arbeitete zuvor seit 1999 im SWR, dort zuletzt als Fernsehfilmchefin. Die Erfahrung aus dem Senderalltag und ihr überaus erfolgreiches Management der Degeto haben den Weg zur neuen Aufgabe geebnet.
Die Programmdirektion des Ersten ist ein gleichermaßen prestigeträchtiger aber mitunter undankbarer Job, der viel Diplomatie verlangt. Das Konstrukt der ARD macht auch die neue Chefin des Gemeinschaftsprogramm abhängig von Zulieferungen der einzelnen ARD-Anstalten. Ein Umstand mit dem bisher auch Volker Herres zu kämpfen hatte. Nicht jeder strategische Wunsch der Programmdirektion ließ sich erfüllen. Sein Vorgänger Günter Struve wiederum regelte das auf seine Art - und gerne über die eingeräumten Kompetenzen hinaus.
Von Struve über Herres zu Strobl: Eine stetige Entwicklung im Führungsstil an der Spitze des Ersten, das dann ab Frühjahr 2021 erstmals seit Gründung der ARD von einer Frau geführt wird. Diplomatie beherrscht die in der Branche geschätzte Netzwerkerin: Degeto-Jahre sind Lehrjahre, in denen Strobl das begehrte Produktionsbudget anders als ihr Vorgänger Hans-Wolfgang Jurgan zusammenhielt und Begehrlichkeiten managte.
Anerkennung verdiente sie sich schon kurz nach ihrem Antritt 2012 mit durchaus rigorosen Aufräumarbeiten bei der zuvor Skandal-beutelten Degeto. Ihr Wechsel zur Degeto war 2012 eine Aufgabe, die sich nur wenige antun wollten. Strobl nahm die Herausforderung an. Zuletzt war sie seitens der ARD die Architektin von "Babylon Berlin", jenem ambitionierten Großprojekt für das die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten erstmals mit einem kommerziellen Wettbewerber wie Sky koproduzierte - und das sich als großer Publikumserfolg auch für Zweitverwerter ARD entpuppte.
Ihr Aufstieg in der ARD nach acht Jahren bei der Degeto kann man also als konsequenten Schritt bezeichnen, der dementsprechend auch unumstritten ist in den Anstalten. Ein seltener Umstand in der ARD. "Ich bin sicher, die Intendantinnen und Intendanten werden eine erstklassige Lösung zeitnah beschließen", ließ Volker Herres heute mitteilen. Wissend, dass für diesen Donnerstag eine digitale Pressekonferenz der ARD anberaumt ist, in der es um die Entscheidungen in Berlin geht. Eine neue Programmdirektorin fürs Erste wird auch dabei sein.