Dass sich Volker Herres im kommenden Jahr von seinem Posten als ARD-Programmdirektor verabschieden wird, galt als offenes Geheimnis. Nun geht er allerdings sogar früher als geplant: Wie am Dienstag bekannt wurde, will Herres sein Amt bereits zum 30. April 2021 abgeben und damit ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Ende seines Vertrags. "Ich habe bereits vor einiger Zeit den Intendantinnen und Intendanten der Landesrundfunkanstalten angeboten, mein Amt ein halbes Jahr vor Vertragsende abzugeben", sagte Herres. "In meiner Lebensplanung hatte ich immer die Absicht, noch mit 63 in dieser Funktion aufzuhören. Das käme Ende April 2021 dann gerade noch so hin."
Auffällig war, dass sein aktueller Vertrag vor zwei Jahren nur um drei Jahre verlängert wurde - anstelle der üblichen fünf. Schon damals hatte es von einigen Anstalten Vorbehalte gegen eine Verlängerung gegeben, der seinerseits ja bekanntlich auch schon auf den Intendantenposten beim RBB geschielt hatte. Auf die Frage, ob die verkürzte Vertragsverlängerung auf seinen Wunsch erfolgt sei, vermied Herres damals ein klares "Ja" und flüchtete sich stattdessen in eine Floskel: "Ich bin ein großer Freund von Freiheit", erklärte der Programmdirektor im September 2017.
Immer wieder Kritik an Quotenfixierung
Bis zu seinem Abschied sei ihm daran gelegen, den Umbau der Programmdirektion von der rein linearen gemeinschaftlichen Steuerungseinheit für Das Erste hin zu einer auch für das non-lineare Angebot der ARD-Mediathek inhaltlich zuständigen Gemeinschaftseinrichtung auf den Weg zu bringen", erklärte Herres. "Diese Weichenstellung ist mit Etablierung des Channel-Managements und der Berufung von Florian Hager zu meinem Stellvertreter gelungen. Wir arbeiten daran, für beide Ausspielwege eine integrierte Planung zu etablieren mit dem Ziel, neben dem Ersten gleichwertig einen für möglichst viele Nutzer attraktiven Abruf- und Streamingdienst anzubieten. Das will ich noch bis ins nächste Jahr begleiten. Dann aber sollte Schluss sein."
Klar ist: Auf seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger dürfte keine einfache Aufgabe zukommen, schließlich agiert der ARD-Programmdirektor stets inmitten des Spannungsfelds der verschiedenen Anstalten. Herres selbst war in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert worden, weil er nicht wenigen Beobachtern mitunter zu sehr auf die Zuschauerzahlen schielte. Gleichzeitig lag Das Erste mit Blick auf die Quoten in den vergangenen Jahren deutlich hinter dem ZDF. Erst jüngst sorgte der Programmdirektor mit seiner Aussage über zu wenige Frauen vor der Kamera für Kritik. Auf die Frage, welche Frau zur ARD-Unterhaltung passen könnte, gab er sich ratlos: "Mir fällt aktuell kein weibliches Pendant etwa zu Kai Pflaume ein, der die große Samstagabend-Show moderiert und mit seiner Empathie und Zugewandtheit so große Mehrheiten für sich begeistert."
Zumindest in seinem Abschieds-Statement klingt Volker Herres jetzt nicht betrübt. "Zwölfeinhalb Jahre in einem Amt, das kaum Zeit für anderes lässt, 38 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk, davon der Großteil in wechselnden Führungsfunktionen, sind, finde ich, genug. Ich möchte den richtigen Moment zwischen zu früh und zu spät erwischen. Und den sehe ich dann gekommen." Nun sei ein guter Zeitpunkt, die Nachfolge zu regeln. "Und ich bin sicher, die Intendantinnen und Intendanten werden eine erstklassige Lösung zeitnah beschließen."
Komplett wird sich Herres jedoch nicht verabschieden: Geplant ist, der ARD auch über den 30. April 2021 beratend zur Seite zu stehen. Und auch den "Presseclub" wird der noch amtierende Programmdirektor wie bisher im Wechsel mit Jörg Schönenborn präsentieren.