Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) hat am Mittwochabend vor dem Hessischen Rundfunk demonstriert. Vor dem Funkhaus am Dornbusch demonstrierten die Filmemacher gegen die Filmpolitik des Senders. Wie die "FAZ" berichtet, zeigte man auf einem mobilen Leinwand eine Stunde lang Ausschnitte, Kurzfilme und Trailern von hessischen Dokumentarfilmen, die beim Sender nicht gelaufen sind.
Immer wieder gibt es Kritik aus der Branche an zu wenigen oder zu unprominenten Sendeplätzen für Dokufilme im Ersten oder den Dritten Programmen. Besonders schwierig ist die Situation laut AG DOK beim HR. Für die hessischen Dokumentarfilmer falle der Sender als Auftraggeber aus, sagt Hannes Karnick, selbst Dokufilmer und Mitbegründer der AG DOK. Der öffentlich-rechtliche Sender produziert einen Großteil seiner Dokufilme selbst, für freischaffende Filmemacher bleibt nur wenig übrig. Karnick spricht von einem Eigenproduktionsanteil in Höhe von 97 Prozent.
"Externe Produktionsfirmen und Filmschaffende haben am Dornbusch so gut wie keine Chancen", so die AG DOK gegenüber der Zeitung. Auch jetzt in der Coronakrise übernehme der HR "keine Verantwortung für die unabhängige Filmszene". Hannes Karnick kritisiert das angebliche "Desinteresse" des Senders gegenüber der freien Filmszene.
HR: Verständnis ja, Veränderungen nein
Auf Anfrage von DWDL.de sagt HR-Programmdirektorin Gabriele Holzner, dass man die Sorgen der Dokumentarfilmbranche verstehen könne. Allerdings schiebt sie auch gleich hinterher: "Wir sehen als kleiner ARD-Sender keine Möglichkeit, mehr finanzielle Mittel in den Bereich Dokumentarfilm zu verschieben, da dies zu Lasten der regionalen Berichterstattung gehen würde."
Der HR beteiligt sich pro Jahr in der Regel an ein bis zwei klassischen Dokumentarfilme, das sind immer Co- und Auftragsproduktionen. Als Beispiel nennt man "Das Forum - Rettet Davos die Welt?". Darüber hinaus liefert der HR für Das Erste pro Jahr maximal sieben Dokumentationen zu, 2020 war das zum Beispiel der Film "Der Mordfall Lübcke". Zwei der Produktionen werden extern beauftragt. Dass man insgesamt viel selbst produziert, liege laut HR daran, weil die Inhalte auch in Magazinen des Senders ("Maintower", "Hallo Hessen", "Hessenschau") verwertet würden.