Als Michael Fleischhacker vor wenigen Wochen im österreichischen Branchenblatt "Horizont" gefragt wurde, ob "Addendum" drei Jahre nach dem Start im ruhigen Fahrwasser unterwegs sei, antwortete er: "Ich hoffe nicht." Fleischhacker ist "Addendum"-Herausgeber und Geschäftsführer der Quo Vadis Veritas Redaktions GmbH, die die Recherche-Plattform betreibt. Dass für "Addendum" kurz danach Schluss sein würde, hätte Fleischhacker damals wohl auch nicht gedacht. Doch nun hat das Unternehmen angekündigt, seine Aktivitäten bald einzustellen. 

Finanziert wurde die Quo Vadis Veritas Privatstiftung von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der vor rund drei Jahren eine unabhängige Journalismus-Plattform aufbauen wollte, die die Lücke schließen sollte, die klassische Nachrichten-Portale hinterlassen. Tatsächlich gab es immer wieder investigative Recherchen von vielen bekannten Autoren, in der breiten Bevölkerung ist die Plattform aber nie angekommen. 

"Nach eingehender, von wechselseitiger Wertschätzung geprägter Diskussion" seien Mateschitz und Fleischhacker jetzt zu dem "einvernehmlichen" Entschluss gekommen, die Aktivitäten der Stiftung und die Rechercheplattform "Addendum" einzustellen, heißt es in einer Mitteilung. Es sei in den vergangenen Jahren nicht gelungen, die Zielsetzung der Stiftung "in ausreichendem Maß zu erfüllen". In einer Pressemitteilung ist von einem "erheblichen Mitteleinsatz und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte" die Rede. 


"Addendum" zog im Laufe der letzten Jahre immer wieder bekannte Journalisten an, gleichzeitig war die Fluktuation sehr hoch. Im März 2019 startete man bei ServusTV ein wöchentliches Magazin mit dem Titel "Factum", nach wenigen Monaten wurde das aber wieder eingestellt (DWDL.de berichtete). "Dietrich Mateschitz beabsichtigt, die von ihm unterstützen journalistischen Aktivitäten stärker auf lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen zu konzentrieren", lässt "Addendum" nun noch wissen. Von dem Aus der Plattform sind 57 Mitarbeiter betroffen, die bereits beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet worden sind. 

Dass es bei "Addendum" schnell zu Ende sein könnte, wussten wohl alle im Unternehmen. "Der Stifter kann seine Stiftung jederzeit widerrufen. Und dann ist es ganz aus", sagte Michael Fleischhacker im Juni gegenüber "Horizont". Und auch wenn die Einstellung nun überraschend kommt, läuft die ganze Sache ruhiger ab als vor wenigen Jahren die Posse um ServusTV. Weil einige Mitarbeiter dort einen Betriebsrat gründen wollten, kündigte Mateschitz die Einstellung des Senders ein. Die Mitarbeiter ließen daraufhin von ihren Plänen ab und ServusTV konnte weitersenden. Und anders als in Deutschland ist man in Österreich damit auch recht erfolgreich.