ProSiebenSat.1 hat seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt und die sind, wie erwartet, von der Coronakrise gekennzeichnet. Der Einbruch ist dennoch eindrucksvoll: So ging der Umsatz zwischen April und Juni um 25 Prozent auf 709 Millionen Euro zurück. Im ersten Quartal ging es trotz erster Corona-Auswirkungen noch um ein Prozent nach oben. Das zweite Quartal war nun das erste, das von der globalen Pandemie voll erfasst wurde. Auch das bereinigte EBITDA sackte von 213 auf 23 Millionen Euro ab. Der Konzernüberschuss lag bei -52 Millionen Euro, ProSiebenSat.1 ist also in die Verlustzone gerutscht.
Spannend ist ein Blick auf die verschiedenen Geschäftsbereiche der Gruppe. Inzwischen konzentriert man sich ja auch das klassische Unterhaltungsgeschäft, was man als SevenOne Entertainment Group neu aufgestellt hat. Doch ausgerechnet dort ist der Corona-Impact am größten: Hier lag der Umsatz bei nur noch 398 Millionen Euro, das entspricht einem Minus von 34 Prozent. Das sei nahezu ausschließlich auf den Rückgang der Werbeerlöse zurückzuführen, heißt es vom Unternehmen. Gleichzeitig verweist ProSiebenSat.1 auf eine gestiegene Sehdauer, so habe sich die Total Video Viewtime auf allen linearen und digitalen Kanälen um 3,4 Prozent erhöht.
Trotz Corona: NuCom wächst
Auch der Bereich Red Arrow Studios wurde im zweiten Quartal hart von Corona getroffen. So sackte der Umsatz um 31 Prozent auf nur noch 102 Millionen Euro ab. Ganz anders das Bild bei der NuCom Group: Hier kam ProSiebenSat.1 trotz Corona auf fünf Prozent mehr Umsatz als im zweiten Quartal 2019. Vor allem die Parship Group und der Online-Beauty-Anbieter Flaconi verzeichneten einen deutlichen Umsatzanstieg. Bei billiger-mietwagen.de und Jochen Schweizer mydays ging es aber naturgemäß deutlich bergab - und trotzdem lag die NuCom Group im Ganzen im Plus.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim Blick auf die Halbjahreszahlen: Der Gesamtumsatz des Konzerns ging um 12 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro zurück. Das Entertainment-Geschäft lag mit 19 Prozent noch deutlicher im Minus und beeinflusste auch das Konzernergebnis negativ. NuCom erwirtschaftete auch in den ersten sechs Monaten mit zehn Prozent ein sattes Umsatzplus. ProSiebenSat.1-Vorstandssprecher Rainer Beaujean bezeichnete Flaconi und die Parship-Group-Zahlen als "krisenfest". In der Kommunikation der Geschäftszahlen heißt es zudem, die Zahlen würden die "Bedeutung einer diversifizierten Aufstellung für die Gruppe" unterstreichen. Da passt die angekündigte Fokus auf Entertainment natürlich nicht so recht ins Bild. ProSiebenSat.1 hatte ja auch mögliche Verkäufe von NuCom-Unternehmen in Aussicht gestellt, sollte man sich für einzelne Teile der Gruppe nicht mehr als richtigen Eigentümer sehen. Und auch wenn man beteuert, dass NuCom eine "sehr wichtige Säule" bleibe, liegt der Fokus inzwischen woanders.
Erholung zu erkennen, aber noch keine Prognose
Trotz der schlechten Zahlen im zweiten Quartal ist man bei ProSiebenSat.1 aber optimistisch und erklärt, man könne "erste Anzeichen" für eine Erholung des Werbegeschäfts seit Juli erkennen. So erwartet man im siebten Monat des Jahres nur noch einen Werbeeinbruch in Höhe von etwas weniger als 20 Prozent, im August sollen es dann weniger als 10 Prozent sein. Das sind aber vergleichsweise kleine Monate für ProSiebenSat.1. Wichtig wird es ab September. Der Zeitraum zwischen September und Dezember macht rund 50 Prozent des bereinigten EBITDA aus. Angesichts der "fortbestehenden erheblichen Unsicherheit" traut man sich aber nach wie vor keine Prognose für den Rest des Jahres zu. Dennoch bewege man sich in die richtige Richtung, so Vorstandssprecher Rainer Beaujean, der aber auch sagt, man wolle Umsatzwachstum nicht um jeden Preis. "Wir konzentrieren uns auf Profitabilität." Aber klar ist auch: Der Geschäftsverlauf von ProSiebenSat.1 hängt auch sehr davon ab, wie sich Corona entwickelt. Die Verluste aus dem ersten Halbjahr wird man ohnehin nicht mehr aufholen.
"Wir konzentrieren und auf Profitabilität."
P7S1-Vorstandssprecher Rainer Beaujean
Durch Kostensenkungsmaßnahmen ist die Liquiditätslage von ProSiebenSat.1 nach wie vor gut, Ende Juni verfügte man über 1,19 Milliarden Euro Barmittelbestand. So hatte man durch Kurzarbeit Kosten gesenkt, eine syndizierte revolvierende Kreditfazilität in Anspruch genommen sowie die Dividende für die Aktionäre gestrichen. Rainer Beaujean, Vorstandssprecher & Finanzvorstand des Konzerns, sagt: "In unseren Kernmärkten Deutschland, Österreich und Schweiz beginnen sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufzuhellen und so sehen wir seit Juli auch im Werbemarkt erste positive Tendenzen. [...] Weiterhin fokussieren wir uns auf unser konsequentes Kosten- und Cash-Management und blicken optimistischer auf den Herbst: Auch wenn es nicht möglich sein wird, die bis dahin entstandenen COVID-19-bedingten Rückgänge aufzuholen, werden die Monate September bis Dezember entscheidend für die Geschäftsentwicklung des Konzerns im Gesamtjahr sein."