Eigentlich befindet sich Hans-UIrich Jörges bereits seit drei Jahren im Ruhestand. 2017 hatte sich der Journalist als Mitglied der "Stern"-Chefredaktion zurückgezogen, seither schrieb er jedoch auch weiterhin seine wöchentliche Kolumne, den "Zwischenruf aus Berlin". Doch auch damit ist nun Schluss: Die aktuelle Ausgabe, die bereits online erschienen ist, ist nach insgesamt 18 Jahren die letzte.
"Es ist Zeit zu gehen - und ein wenig zu bilanzieren", schreibt Jörges und erinnert sich zum Abschied daran, dass ein Bundeskanzler zweimal versucht habe, ihn "beruflich zu vernichten". "Beim ersten Mal sagte jener Kanzler dem Verlagschef von Gruner+Jahr, er solle mir das Maul stopfen. Im folgenden Jahr verlangte er, mich zu feuern. Als er zur Antwort bekam: Das ist bei uns nicht üblich, erwiderte er: Dann seid ihr euer Geld nicht wert."
Der Verleger sei nach Gesorächen jeweils direkt zu ihm gekommen, erzählt Jörges in seiner Kolumne und urteilt: "Ein aufrechter Mann". Dieses und weitere Beispiele nimmt der Journalist zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass es "auf innere Pressefreiheit nicht weniger ankommt als auf äußere". Und weiter: "In einer Zeit, in der Freiheitsrechte vieler Menschen in Angst zweitrangig erscheinen und der Korridor der Meinungen enger wird, ist das besonders wichtig." Der "Stern" sei in dieser Hinsicht "immer eine verlässliche Heimat für mich" gewesen, so Jörges.
Der 68-Jährige begann seine Karriere einst mit einem Volontariat bei der damaligen Nachrichtenagentur VWD. Anschließend arbeitete Jörges für Reuters und die "Süddeutsche Zeitung". Beim "Stern" wurde er 1989 Politik-Chef, ein Jahr später sogar stellvertretender Chefredakteur. Von 2007 bis 2017 war Jörges schließlich Mitglied der Chefredaktion. In den vergangenen 18 Jahren sind mehr als 900 Ausgaben seiner Kolumne erschienen.