Im Januar übten "Correctiv" und die Zeitschrift "Journalist" Kritik an der bisherigen Übersetzungspraxis in der Auslandsberichterstattung des ZDF. Sie überprüften damals, inwiefern bei Interviewsequenzen aus Russland, China und dem arabischen Raum, ob die Übersetzung per Voice-Over mit dem übereinstimmt, was die entsprechenden im Hintergrund noch zu hörenden O-Ton-Geber tatsächlich äußern. Anders als beispielsweise bei der ARD fiel auf, dass das im ZDF nicht immer der Fall war. So war es - unter anderem - im ZDF bislang möglich, Zitate aus verschiedenen Stellen des Interviews zu nehmen und dem Interview-Geber in geraffter Form in den Mund zu legen, während dieser im Hintergrund mit ganz anderen Worten zu sehen ist.
Dieses ungenaue Zitieren berge die Gefahr, dass Zweifel an der gesamten Berichterstattung gesät werden und die Glaubwürdigkeit in Frage gestellt werde, hieß es in dem Bericht damals. Argumente, die man sich nun offenbar auch im ZDF nochmal durch den Kopf gehen ließ und die nun entsprechende neue Regeln nach sich zog. Der "Journalist" zitiert aus einer schriftlichen Anweisung der ZDF-Chefredaktion an alle Korrespondenten: "Es dürfen grundsätzlich keine übersetzten Aussagen über eine bildliche Interviewsequenz montiert werden, die in dieser nicht enthalten sind. Das gilt auch für an anderer Stelle Gesagtes, das nicht über dem ausgewählten Interview-Ausschnitt zusammengezogen werden darf." Dabei gehe es um "Exaktheit und Authentizität bei übersetzten O-Tönen in der Auslandsberichterstattung", erläutert ein ZDF-Sprecher. In indirekter Rede darf nun also nur noch vor oder nach dem O-Ton paraphrasiert werden.