Als Netflix seine Quartalszahlen für die ersten drei Monate vorgelegt hat, wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr deutlich. Fast 16 Millionen neue Kunden konnte man damals hinzugewinnen - so viele wie nie in einem Quartal. Als Ziel für das zweite Quartal gab es Streamingdienst damals 7,5 Millionen neue Kunden an, gab aber auch zu bedenken, dass man es eigentlich nicht wisse. Nun hat man die Zahlen für den Zeitraum April bis Juni vorgelegt - und während dieser Zeit hat Netflix 10,1 Millionen neue Kunden hinzugewonnen. 

Netflix wächst damit weiterhin signifikant - doch der Markt hatte noch mehr erwartet, daher rutschte die Aktie des Unternehmens nach Vorlage der Zahlen erst einmal ab. In den vergangenen Monaten hatte die Netflix-Aktie aber auch stark zugelegt. Unsicher sind die Analysten aber auch durch den Ausblick des Unternehmens. So erwartet Netflix für das dritte Quartal nur noch 2,5 Millionen neue Abonnenten, Analysten gehen von mindestens fünf Millionen aus. Es stellt sich also die Frage, ob der Corona-Boom für Netflix nun schon wieder vorbei ist. 

"Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte weniger Wachstum als im Vorjahr", sagt Netflix-Chef Reed Hastings nun jedenfalls. Er hatte bereits nach der Vorlage der Quartalszahlen für die ersten drei Monate des Jahres erklärt, dass durch das damalige starke Wachstum der geplante Kundenzustrom für die kommenden Jahre quasi vorgezogen worden sei - was für die nächsten Jahre entsprechend geringeres Wachstum bedeuten würde. Dennoch lag Netflix Ende Juni bei 193 Millionen bezahlten Abos. Gut möglich also, dass Ende dieses Jahres die Marke von 200 Millionen Kunden fällt.


Die wichtigsten Kennzahlen stimmen bei Netflix jedenfalls: Der Umsatz legte im zweiten Quartal um 25 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar zu. Und auch der Gewinn verzeichnete einen großen Sprung und lag bei 720 Millionen Dollar. Und auch der Free Cashflow lag im zweiten Quartal deutlich im Plus, an dieser Zahl lässt sich ablesen, ob das Unternehmen wirklich Geld verdient, oder sich zur Finanzierung seiner gewaltigen Ausgaben für die Inhalte-Produktion immer weiter Geld durch neue Schulden besorgen muss. Im zweiten Quartal lag der Free Cashflow aber bei 899 Millionen Dollar - nach -594 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Dennoch hat Netflix inzwischen einen Schuldenberg von insgesamt mehr als 27 Milliarden Dollar angehäuft. Etwas mehr als die Hälfte davon sind langfristige Schulden. 

Neben den Quartalszahlen hat Netflix auch eine Personalentscheidung bekanntgegeben. So erhält Programmchef Ted Sarandos noch etwas mehr Kompetenzen, er wurde zum Co-Vorstandsvorsitzenden neben Reed Hastings ernannt. Außerdem zieht Sarandos in den Verwaltungsrat ein, der über dem Vorstand steht.