Nachdem ProSieben und Vox schon im Mai gegen den Trend den Anteil an Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren in ihrem Abendprogramm (für den Frische-Index werten wir jeden Monat die Zeit zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus) steigerten, hielten sie das höhere Niveau auch im Juni. Beide bestritten immerhin rund die Hälfte der Sendezeit am Abend mit frischem Programm, das war deutlich mehr als noch im Juni vergangenen Jahres, im Falle von ProSieben sogar ein Zuwachs von 16 Frische-Indexpunkten.
Und beide Sender zogen damit in unserem Frische-Ranking noch an RTL vorbei, das sonst normalerweise mit großem Abstand der Privatsender mit dem geringsten Wiederholungsanteil ist. Doch die Corona und Sommer zusammengenommen führten zu einem regelrechten Absturz im Ranking: Um 30 Frischeindex-Punkte ging es runter auf nun 44 Prozent Frische-Anteil. Das waren auch 14 Punkte weniger als noch im Juni vergangenen Jahres. Sat.1 landete mit 37 Prozent noch dahinter, Schlusslicht ist RTLzwei, das sein Programm nur noch auf absoluter Sparflamme fährt, der Frische-Anteil lag bei gerade mal noch 12 Prozent. Das ist der gleiche Wert, den Kabel Eins im Mai erreichte - im Juni kehrten nun aber frische Erstausstrahlungen ins Programm zurück, sodass nun immerhin wieder gut ein Viertel des Programms mit neuen Inhalten bespielt wurde.
Ganz vorne rangierten auch im Juni die Öffentlich-Rechtlichen - doch auch dort machten sich Sommer und Corona-Auswirkungen deutlich bemerkbar - und nicht zuletzt fehlte natürlich die Fußball-EM, die aktuell eigentlich das Programm füllen sollte. Und so ging der Frische-Anteil des Ersten auf 69 Prozent zurück, das ZDF streute noch deutlich mehr Wiederholungen insbesondere auf den Film-Sendeplätzen ein und kam auf gerade mal noch 54 Prozent. Beide Sender lagen damit auch unter den Juni-Werten des vergangenen Jahres.
FIX-Punkte Juni 2020 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum Juni 2019 |
Jahresschnitt '20 (vs 01-06/19) |
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Das Erste | 69 von 100 | -9 | -4 | 81 (+3) |
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ZDF | 54 von 100 | -18 | -6 | 78 (-6) |
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ProSieben | 50 von 100 | -1 | +16 | 51 (+5) |
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VOX | 48 von 100 | +3 | +8 | 37 (-8) |
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RTL | 44 von 100 | -30 | -14 | 76 (+0) |
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Sat.1 | 37 von 100 | +0 | +3 | 47 (-3) |
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kabel eins | 26 von 100 | +14 | +6 | 22 (-3) |
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RTLzwei | 12 von 100 | -9 | -2 | 27 (-8) |
Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.