Nach vielen Wochen, in denen die "Corona-News" auf den Online-Seiten der "Bild"-Zeitung prägend waren, versuchte sich das Springer-Portal zuletzt wieder vermehrt an anderen Spielarten des bewegten Bildes und startete etwa einen wöchentlichen Talk mit Charlotte Würdig. Wer jedoch am Sonntagvormittag "Bild.de" ansurfte, konnte Zeuge eines anderen bemerkenswerten Spektakels werden.

Zu sehen war ab 11:00 Uhr eine Kochshow mit Johann Lafer. Das ist deshalb bemerkenswert, weil der Koch darin zusammen mit Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Herd stand - umrahmt von einem Sponsoren-Hinweis der Lebensmittelkette "Kaufland". Während die Zuschauer zu Beginn der Sendung zumindest unauffällig am oberen Bildrand über Produktplatzierungen hingewiesen wurden, wusste Klöckner offenbar nichts von dem Sponsoring.

Via Twitter bemühte sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Laufe des Sonntags darum, den Schaden zu begrenzen. Demnach sei das Sponsoring weder im Vorfeld noch zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bekannt gewesen, hieß es von Seiten des Ministeriums, das zugleich darauf hinwies, dass die Sendung bereits am Dienstag aufgezeichnet wurde. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass "Bild" zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung mehrfach für die Sendung trommelte - stets verbunden mit dem Sponsoren-Hinweis. Man hätte den drohenden Shitstorm also zumindest erahnen können.

Kurios mutet auch der Blick in den Warenkorb an, den ein im Vorfeld der Sendung veröffentlichtes Video gewährt, das Lafer beim "Kaufland"-Einkauf zeigt. Wer erwartet hätte, dass die Landwirtschaftsministerin auf Bio-Qualität setzt, wird enttäuscht. Stattdessen findet sich im Einkaufswagen etwa Hackfleisch der "Haltungsstufe 1", die nicht mehr als den Mindeststandard bei der Haltung von Tieren garantiert - angesichts eines Einkaufswerts von 25 Euro für ein Drei-Gänge-Menü für vier Personen ist mehr wohl auch nicht drin gewesen. Klöckners Ministerium erklärte, dass die Warenauswahl durch die Produktionsfirma und den Koch erfolgt sei. Vor allem aber durch den Sponsor, möchte man ergänzen.

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Kritik kam auch mit Blick auf den fehlenden Mundschutz und den Sicherheitsabstand auf, der nach Auffassung einiger Twitter-Nutzer während der Sendung oft nicht eingehalten wurde. Klöckner trage eine Maske "dort, wo Maskenpflicht herrscht" und versuche "grundsätzlich so gut wie möglich" Abstand zu halten, ließ das Landwirtschaftsministerium nach der Ausstrahlung ausrichten. Doch da war es ohnehin schon zu spät, um den Imageschaden zu verhindern.

In den sozialen Netzwerken sorgten all die Fettnäpfchen erwartungsgemäß für reichlich Häme - so machten sich etwa Jan Böhmermann und Micky Beisenherz über die Sendung und die CDU-Politikerin lustig. Eine Erklärung von "Bild" zu den Hintergründen des Formats gab es nicht. Wer die Kochshow nachträglich noch einmal ansehen möchte, muss genau danach suchen - aktuell ist das Video doch einigermaßen versteckt. Das dürfte der Landwirtschaftsministerin angesichts des Spotts allerdings ganz bestimmt nicht ungelegen kommen.

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