TV-Journalist und Nahost-Experte Ulrich Kienzle ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren verstorben, das hat das ZDF am Freitag bestätigt. Kienzle war ein langjähriger Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, 1963 begann er seine Karriere als Redakteur für die "Abendschau" beim damaligen Süddeutschen Rundfunk (SDR). In den 70er Jahren wurde er ARD-Korrespondent für die arabische Welt, als solcher machte er sich einen Namen als Nahost-Experte.
Zwischen 1980 und 1990 arbeitete Kienzle als Fernseh-Chefredakteur von Radio Bremen und entwickelte als solcher unter anderem das bis heute bestehende Format "Buten & Binnen". 1990 wechselte er schließlich zum ZDF, wo er unter anderem die Hauptredaktion Außenpolitik leitete und das Politikmagazin "Frontal" sowie das "Auslandsjournal" moderierte. Bei "Frontal" lieferte er sich vor allem mit dem 2004 verstorbenen Bodo Hauser Wortgefechte. Später war er dann noch mit einer persönlichen Rubrik in der Sendung "WISO" vertreten.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey würdigte den Verstorbenen in einer Pressemitteilung und sagte: "Ulrich Kienzle war ein Top-Journalist. Er hat die Welt vor Ort in Augenschein genommen, um die Konflikte wirklich zu verstehen, über die er dann berichtet hat. Mit seiner Lust, Kante zu zeigen und mit seinem verschmitzten Humor hat er an der Seite von Bodo Hauser ZDF- und Fernsehgeschichte geschrieben."
Seine Arbeit sorgte aber auch immer mal wieder für Kontroversen. Sein Interview mit Saddam Hussein etwa 1990 während der Besetzung Kuwaits, bei dem er dem Diktator die Hand schüttelte. Später nannte er diese Aktion "einen meiner peinlichsten Momente". Während des Gladbecker Geiseldramas 1988 entstand zudem unter seiner Verantwortung das in der ARD ausgestrahlte Interview mit dem Haupttäter an einer Bushaltestelle. Kienzle sorgte aber auch für Schlagzeilen, als er vor wenigen Jahren öffentlich machte, dass ihn der Präsident des Bundesnachrichtendienstes 1974 nach seiner Ernennung zum ARD-Korrespondenten für die arabische Welt dazu aufforderte, Informationen an den Auslandsgeheimdienst zu liefern, was Kienzle ablehnte.
Yvette Gerner, Intendantin von Radio Bremen, sagt zum Tod von Ulrich Kienzle: "Ulrich Kienzle war ein Journalist mit Herzblut. Er hat nicht nur Radio Bremen durch die Entwicklung des Regionalprogramms ‚buten un binnen‘ geprägt. Seine bissigen Kommentare werden in der deutschen Medienlandschaft fehlen. Die Antwort auf ‚Noch Fragen Kienzle?‘ ist zu unserem großen Bedauern verstummt."
Der ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow lobt Kienzle als Vorbild - sowohl als Journalist als auch als Mensch. Es sei geradlinig, unparteiisch und unerschrocken gewesen. Buhrow: "Er wollte das ganze Bild verstehen, stellte besonders in seinen vielen Jahren als Auslandskorrespondent immer wieder die einfachen Freund-Feind-Bilder in Frage. In Erinnerung bleibt aber auch seine enorme Bandbreite: Dem Ausland gehörte sein professionelles Herz - die Mutter aller Regionalmagazine 'buten und binnen' hat er als Chefredakteur von Radio Bremen entwickelt."
SWR-Intendant Kai Gniffke sagt: "Ulrich Kienzle gehörte zu den markanten journalistischen Gesichtern im deutschen Fernsehen. In den späten 1960er Jahren hat er den Magazincharakter der 'Abendschau' beim damaligen SDR mit seiner unverwechselbaren Handschrift maßgeblich geprägt, die eine Leichtigkeit mit fundiertem Journalismus verband. Ulrich Kienzles sehr gute Kenntnisse der arabischen Welt und sein stetes Bekenntnis zur schwäbischen Heimat zeichnen ihn bis heute als einen der großen Köpfe des Südwestens aus."