Die vorgelegten Geschäftszahlen der RTL Group überraschen nicht, da sie die erwartbaren Entwicklungen der Branche noch vor den Auswirkungen des Corona-Virus spiegeln. Das bereinigte EBITA des TV-Konzerns blieb mit 1,16 Milliarden Euro im vergangenen Jahr weitgehend stabil, höhere Investitionen in die Streamingdienste und digitale Geschäfte sorgten für ein organisches Umsatzwachstum von 3,2 Prozent.
44,2 Prozent des Umsatzes entfielen dabei auf TV-Werbeerlöse, 21,6 Prozent auf die Inhalteproduktion, 16,1 Prozent auf das Digitalgeschäft, 5,5 Prozent auf Plattformerlöse, 4,1 Prozent auf Radiowerbung und 8,5 Prozent auf sonstige Umsätze. Für das zurückliegende Geschäftsjahr stieg das Konzernergebnis um 10,1 Prozent auf 864 Millionen Euro, was vor allem auf den Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf von Universum Film sowie auf niedrigere Wertberichtigungen zurückzuführen sei.
"Dank der starken Leistungen unserer drei größten Geschäftseinheiten hat die RTL Group im Jahr 2019 alle finanziellen Ziele erreicht", erklärt CEO Thomas Rabe und erklärt die aktuelle Strategie: "Unsere Strategie basiert auf drei Prioritäten. Erstens, die Stärkung unserer Kerngeschäfte – dazu zählen auch Konsolidierungsschritte unserer Senderfamilien. Zweitens, der Ausbau unserer Streamingdienste und unseres globalen Inhaltegeschäfts. Und drittens, der Ausbau von Allianzen und Partnerschaften in der europäischen Medienindustrie."
Die Mediengruppe RTL Deutschland habe sich auch dank der neuen Marktposition der Ad Alliance besser entwickelt als der deutsche Netto-TV-Werbemarkt. In Frankreich schloss die Groupe M6 die Übernahme des Kindersenders Gulli und fünf Pay-TV-Sendern von Lagardère ab. Infolge der Akquisition wurden Zuschauer- und TV-Werbemarktanteile ausgebaut. Fremantle konnte im vergangenen Jahr den Umsatz um deutliche 12,6 Prozent steigern. Die beiden Streamingdienste TV Now in Deutschland und Videoland in den Niederlanden verzeichneten Ende 2019 zusammen 1,44 Millionen zahlende Abonnenten. In Frankreich wird mit dem Projekt Bedrock eine neue technische Plattform für Streamingdienste entwickelt, die zukünftig in mehreren Märkten genutzt werden soll.
Generell will die RTL Group ihre Investitionen in die Streaming-Aktivitäten deutlich ausbauen. "Im Rahmen dieser Strategie setzen wir einen besonderen Fokus darauf, nationale Streaming-Champions in den Ländern zu werden, in denen die RTL Group führende Senderfamilien betreibt. In den nächsten fünf Jahren wollen wir die Anzahl der zahlenden Abonnenten für unsere Streamingdienste TV Now in Deutschland und Videoland in den Niederlanden auf 5 bis 7 Millionen und damit den Streamingumsatz auf mindestens 500 Millionen Euro erhöhen. Den Break-even von TV Now und Videoland erwarten wir für das Jahr 2025."
Für diese langfristige Strategie nimmt man im laufenden Geschäftsjahr auch einen erwarteten Rückgang des EBITA um bis zu sieben Prozent in Kauf, wobei der vom Konzern gegebene Ausblick aufs aktuelle Geschäftsjahr nach eigenen Angaben noch nicht den Ausbruch des Corona-Virus widerspiegelt, da es derzeit noch zu früh sei, die Auswirkungen auf die Ergebnisse der RTL Group zu quantifizieren. Die RTL Group registriert allerdings die ersten Stornierungen für Werbebuchungen und Auswirkungen auf Produktionen.