ProSiebenSat.1-CEO Max Conze verliert demnächst auch das letzte Vorstandsmitglied aus der Ära Ebeling. Conrad Albert, seit 2005 im Unternehmen und seit 2011 im Vorstand tätig, hat in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" angekündigt, seinen zum 30. April 2021 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Er habe den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Brandt bereits im Juni 2019 über diesen Schritt informiert, sollte sich an der "aktuellen Konstellation" nichts ändern.
Mit "aktuelle Konstellation" kritisiert Albert sehr offen Max Conze, der die Führungsetage von ProSiebenSat.1 seit seinem Amtsantritt im Juni 2018 stark umgebaut hat. Etliche Personen in Führungsverantwortung haben das Unternehmen seither verlassen, darunter die Vorstände Jan Frouman, Christof Wahl, Sabine Eckhardt und Jan Kemper. Aus dem bis Anfang 2019 fünfköpfigen Vorstand wurde ein dreiköpfiges Executive Committee. Dass nun auch Albert das Unternehmen verlässt, ist ein weiteres Zeichen für die Unruhe, die in der Führung rund um Conze herrscht.
Zumal Albert in der "SZ" noch mehr deutliche Worte findet. "Ich werde ja öffentlich gerne beschrieben als einer, der unaufgeregt seine Pflicht erfüllt, der das Unternehmen auch in unruhigen Zeiten zusammenhält – vom Vorstand bis zum Betriebsrat. Die momentane Situation macht dies zunehmend schwierig. Daraus habe ich für mich eine Konsequenz gezogen", sagt er. Albert appelliert, dass man sich im Konzern wieder auf die positiven Dinge besinnen müsse. "Sonst bleibt der Eindruck einer Vorstands-Soap-Opera auch am Unternehmen haften".
Ob Albert nach diesem öffentlichen Bruch mit Conze tatsächlich noch bis 2021 bei ProSiebenSat.1 bleibt, kann man anzweifeln. Nicht einfacher wird aber dadurch auch die Situation für Conze selbst, für den es in diesem Jahr ebenfalls um eine Vertragsverlängerung geht. Dass er mittlerweile offensichtlich alle ehemaligen Vorstandskollegen vergrätzt hat, dürfte ihm im Vertragspoker nicht helfen. Zumal jüngst auch die Abgänge von Michaela Tod und Nick Thexton nach kurzer Zeit bekanntgeworden waren. Beide Personen hatte Conze ins Unternehmen geholt - bald gehen sie schon wieder.
Der Chef-Lobbyist tritt ab
Für ProSiebenSat.1 ist der Verlust von Albert ein schwerer Schlag. Der Manager war sozusagen der Chef-Lobbyist des Unternehmens und trommelte immer wieder für die eigenen Anliegen. Albert war es auch, der ProSiebenSat.1 immer wieder gegen Kritik in Schutz nahm und versuchte, inhaltliche Schwerpunkte in öffentlichen Debatten zu setzen. Auch das aktuelle Interview in der "SZ" ist da keine Ausnahme. Auch dort beschreibt er die Informationskompetenz des Unternehmens. Er sagt: "Nehmen Sie das Beispiel Coronavirus, wir berichten da nicht auf reißerische Art, sondern sehr faktisch, informativ und konstruktiv. Sei es bei Galileo, bei Akte, in unseren Nachrichten oder im Frühstücksfernsehen. Wir wollen Panikmache vermeiden – als Gegenpol etwa zu den sozialen Netzwerken. Das kommt bei unseren Zuschauern sehr gut an."
Überhaupt waren die Info-Programme der Sender in den vergangenen Jahren so etwas wie das Steckenpferd von Albert. "Gerade die privaten Vollprogramme haben viele und wirklich gute Informationsformate", sagt er. Man habe auf den verschiedenen Sendern heute mehr Infoflächen als vor zehn Jahren, so der Vize-CEO. "Wir haben ganz klar gesagt, dass wir unsere Newskompetenz ausbauen werden. Und ich sage auch offen: Ich wäre bei dem Thema gerne schon weiter." Als Positiv-Beispiel verweist Albert auf Österreich, wo ProSiebenSat.1Puls4 zuletzt mit Puls 24 einen News-Sender gestartet hat und außerdem eine News-App betreibt. Dass man hierzulande mit der Info-Offensive nicht schon weiter ist, stört offenbar auch Albert.