Bertelsmann hat sich, wie bereits angekündigt, von seinem Musikverlag BMG Music Publishing getrennt. Für 1,63 Milliarden Euro geht der drittgrößte Musikverlag der Welt an Vivendi. Der Verkaufserlös soll bis Ende des Jahres bei Bertelsmann eingehen. Damit will Bertelsmann die durch den Rückkauf der GBL-Anteile sprunghaft angestiegenen Schulden abtragen: Statt auf 3,9 Milliarden wie Anfang des Jahres belaufen sich die Finanzschulden zum Stichtag 30. Juni nämlich auf 8,7 Milliarden Euro. Das Musik-Joint-Venture "Sony BMG Music Entertainment" bleibt von dem Verkauf unberührt.
Die Geschäfte von Bertelsmann haben sich im ersten Halbjahr unterdessen gut entwickelt. Durch Zukäufe und ein gutes operatives Geschäft sprang der Umsatz um 14,5 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro nach oben. Der operative Ertrag legte um 8,9 Prozent auf 701 Millionen Euro zu. Zu verdanken hat Bertelsmann das vor allem der RTL Group, die mit gestiegenen TV-Werbeeinnahmen und einem florierenden Fernsehproduktionsgeschäft glänzte und ein Operating EBIT von 471 Millionen Euro erzielte, sowie der Direct Group, die in allen Geschäftsbereichen, also sowohl den Buch- als auch den Musikclubs, Ergebnisverbesserungen erzielte. Der operative Gewinn von Gruner + Jahr gab hingegen leicht nach und lag bei 111 Millionen Euro. Im Unternehmensbereich BMG entwickelte sich der jetzt verkaufte Musikverlag sehr gut, das Tonträgergeschäft litt jedoch unter deutlichen Rückgängen. Das Operating EBIT lag bei nur 2 Millionen Euro.
Der Konzerngewinn lag im ersten Halbjahr bei 339 Millionen Euro, das waren 9 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Vorjahreszeitraum seien allerdings einmalige positive Steuereffekte angefallen, so Bertelsmann. Weltweit beschäftigte Bertelsmann 92.772 Mitarbeiter, 4.256 mehr als Anfang des Jahres. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Bertelsmann weiterhin eine knapp zehnprozentige Umsatz- und Ergebnissteigerung und will das operative Rekordergebnis von 2005 damit übertreffen.
Eine Baustelle kann Bertelsmann überdies nun auch abhaken: Mit der Universal Music Group hat man sich auf einen Vergleich im Verfahren bezüglich der von Bertelsmann einst übernommenen Tauschbörse Napster geeinigt. Im Rahmen dieses Vergleichs wird die Universal Music Group 60 Millionen US-Dollar erhalten. Mit diesem Vergleich sei aber keine Schuldanerkenntnis seitens Bertelsmann verbunden.