Am 11. Mai sind alle schlauer. An diesem Tag will die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nach derzeitigem Plan bekanntgeben, an wen die Bundesliga-Rechte für die Spielzeiten zwischen 2021/22 und 2024/25 gehen werden. Es sei die "komplizierteste und anspruchsvollste Rechtevergabe", ließ DFL-Geschäftsführer Christian Seifert wissen und sparte auch sonst nicht an Superlativen. Von der "aufwendigsten und hochwertigsten TV-Produktion, die es jemals in Deutschland gab", war beispielsweise die Rede. Dass es wohl auch die teuerste ist, musste er dagegen nicht selbst erwähnen.
Tatsächlich müssen interessierte Anbieter tief in die Tasche greifen, um ihren Zuschauern die Bundesliga zu servieren. In der aktuellen Rechteperiode fließen zusammengerechnet mehr als vier Milliarden Euro für die Rechte. Mit einer 83-prozentigen Steigerung wie beim letzten Mal rechnet Seifert diesmal allerdings nicht. "Wir streben ganz klar ein weiteres Wachstum an, aber es muss ein gesundes Wachstum sein."
Dass die bevorstehende Rechtevergabe für Sky nach dem Verlust der Champions League von besonderer Bedeutung ist, weiß man auch in Frankfurt. "Momentan ist Sky für jeden Klub der größte Geldgeber." Die Bedeutung des Pay-TV-Anbieters sei daher "sehr, sehr groß", so Christian Seifert. "Es ist aber nicht unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Sky zum Zuge kommt." Will heißen: Dafür muss Sky schon selbst sorgen – und zwar in Form eines möglichst hohen Gebots.
Doch wie sieht das Verfahren konkret aus?
Mit Blick auf die Bundesliga-Spiele wird es künftig leicht veränderte Anstoßzeiten geben. Während sich am Samstag nichts ändert, beginnt das zweite Sonntagsspiel fortan um 17:30 Uhr und damit eine halbe Stunde früher als bisher. Neu ist, dass zehn sogenannte "Entlastungsspiele" sonntags um 19:30 Uhr angepfiffen werden. Im Gegenzug entfallen die ganz frühen Sonntagsspiele und die ungeliebten Partien am Montagabend. Das Topspiel der 2. Liga wandert nach vielen Jahren vom Montag auf Samstag um 20:30 Uhr.
Pay-TV-Anbieter können um vier Rechtepakete buhlen. Paket A umfasst die Samstags-Konferenz, in Paket B sind die Einzelspiele am Samstag um 15:30 Uhr enthalten sowie die Relegation zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga. Konkret könnte die Aufsplittung also zur Folge haben, dass Einzelspiele woanders laufen als die Konferenz. In Paket C wiederum geht es um das Topspiel am Samstag und den Supercup. Deutlich aufgewertet wird das Paket D, das nicht nur die Freitagsspiele umfasst, sondern auch sämtliche Sonntagsspiele. Hinzu kommt noch ein Live-Paket fürs Free-TV, in dem drei Bundesliga-Spiele, der Saison-Auftakt der 2. Liga, der Supercup und sämtliche Relegationsspiele dabei sind. Letztere kehren damit definitiv wieder ins Free-TV zurück.
Für die 2. Bundesliga gibt es indes zwei Pakete: Paket F umfasst sämtliche Spiele am Freitag und Sonntag sowie Samstag um 13:30 Uhr und die Relegation zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga. In Paket G geht es um das Topspiel am Samstagabend, das sich theoretisch auch ein Free-TV-Sender sichern könnte. Denkbar ist auch eine Aufsplittung, so wie das in der Vergangenheit schon von Sky und Sport1gehandhabt wurde.
Grafik: DFL
Hinzu kommen insgesamt sieben Highlight-Rechte – hier fällt auf, dass das Paket, das aktuell Nitro für Zusammenfassungen am späten Montagabend nutzt, nicht mehr ausgeschrieben wird. Neu ist hingegen die Möglichkeit, am Montag um Mitternacht Highlight-Clips zu zeigen, in deren Gestaltung die Anbieter frei sind. Darüber hinaus haben Bezahlanbieter künftig die Möglichkeit, schon direkt nach Abpfiff Highlights zu zeigen. Ansonsten ändert sich wenig: So schreibt die DFL Pakete aus, wie sie bisher von der "Sportschau", dem "Sportstudio" oder Sport1 genutzt werden. Insbesondere durch den Ausbau der Live-Spiele will die DFL also die Free-Berichterstattung stärken.
Neu ist außerdem die Ausschreibung eines sogenannten "Digital Out of Home"-Pakets, das Verwertungsrechte für digitale Außenwerbung vorsieht. Theoretisch ist dadurch denkbar, dass Fans etwa beim Warten auf die Bahn kurze Ausschnitte aus Bundesliga-Spielen sehen können. Gezeigt werden dürfen diese jeweils nach dem Ende der Erstberichterstattung im Free-TV. "Wir wissen nicht, was dabei herauskommt", sagte DFL-Chef Christian Seifert und sprach von "sehr überschaubaren Umsatzerwartungen" in diesem Bereich. Gleichwohl gehe es darum, die Aufmerksamkeit zu steigern und mehr Flexibilität in der Nutzung von Bundesliga-Bildern anzubieten.
Und wie wird nun geboten?
Das Bieterverfahren läuft zwischen dem 27. April und 8. Mai. Anders als bisher ist es auch denkbar, dass wieder ein einziger Pay-TV-Anbieter alle ausgeschriebenen Pakete erwirbt. Sollte dem so sein, werden die in der Auktion an dritter und vierter Stelle ausgeschriebenen Pakete jedoch zur parallelen Verwertung über die Übertragungswege Web und Mobile-TV an einen zweiten Anbieter vergeben – welche Pakete an welcher Stelle stehen, wird sich erst im Laufe des Pokers ergeben.
Entscheidend für die Beantwortung der Frage, wer den Zuschlag kommt, ist die Höhe des Gebots. Zumindest sofern der Unterschied zwischen dem höchsten und zweithöchsten Gebot mehr als 20 Prozent beträgt. Fällt die Differenz geringer aus, geht es zunächst in eine zweite Runde. Sollte die Gebote enger als 20 Prozent beisammenliegen, kann sich die DFL theoretisch auch für das niedrigere Gebot entscheiden, sofern qualitative Kriterien dafür sprechen. Gut möglich, dass man sich in einem solchen Fall also wegen der langjährigen Erfahrung für Sky entscheiden würde, auch wenn ein anderer Anbieter mehr Geld auf den Tisch legt.
Insgesamt wird ab Ende April um jährlich 617 Spiele gebuhlt, deren Rechte diesmal nicht nur für Deutschland, sondern auch für Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und Südtirol vergeben werden – zuletzt waren diese Länder noch Teil einer separaten Auslandsvermarktung. Auch technisch sind Veränderungen geplant: Gleich 176 Spiele pro Saison sollen in UHD produziert werden, bei Topspielen werden bis zu 26 Kameras zum Einsatz kommen. Geplant ist darüber hinaus auch der regelmäßige Einsatz innovativer Technologien wie Drohnen oder Eckfahnenkameras.
"Unser Rechte-Portfolio ermöglicht den Erwerbern eine zeitgemäße und nutzerorientierte Verbreitung der entsprechenden Inhalte", zeigte sich DFL-Geschäftsführer Christian Seifert in Frankfurt überzeugt und lobte "digitale Innovationen und höchste Präsentationsqualität". "Wir konnten sowohl die Live-Rechte noch attraktiver gestalten als auch die umfassende Berichterstattung im Free-TV ausbauen – das Ganze unter Erhalt des Regelspielplans mit klarem Fokus auf das Wochenende."