Im vergangenen Jahr war es zur Abwechslung die Mediengruppe RTL Deutschland in Köln, die mit ihrer Neuaufstellung viele Schlagzeilen produzierte. So viel Umbruch und Restrukturierung - das kannte man jahrelang nur von der Konkurrenz aus Unterföhring. "Hold my beer", hörte man da aus dem Süden und im noch jungen 2020 enttäuscht ProSiebenSat.1 Media SE nicht: Nach anderthalb Jahren steht das neue Konzept für die Entertainment-Sparte, das über ein Jahr lang unter dem vorläufigen Projektnamen One Entertainment entwickelt wurde.



Das Geschäft des Konzerns wurde schon vor einiger Zeit von CEO Max Conze strategisch in drei Säulen sortiert: Die E-Commerce-Beteiligungen unter dem Dach der NuCom Group, das Produktionsgeschäft unter der zum Verkauf stehenden Red Arrow Studios und das Entertainment-Geschäft der ProSiebenSat.1 TV Deutschland, in das jedoch auch bislang direkt im Konzern aufgehängte Geschäftsteile wie etwa der Werbevermarkter SevenOne Media integriert werden sollte. Am Mittwoch wurden jetzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Ergebnisse der Beratungen und bevorstehenden Veränderungen informiert.

Ab Sommer 2020 werden die ProSiebenSat.1 TV Deutschland mit ihren Sendern, die SevenOne Media und weitere Entertainment-Bereiche in der neu gegründeten SevenOne Entertainment Group gebündelt. Ein Markenauftritt dafür wird derzeit noch entwickelt. "Wir sind schon längst kein reines TV-Unternehmen mehr, sondern entwickeln uns konsequent zu einem plattformunabhängigen Entertainment-Haus. Mit der neuen Struktur sind wir ideal aufgestellt", erklärt Wolfgang Link, der die Leitung der Geschäftsführung der SevenOne Entertainment Group übernimmt.

Verstärkt wird die Geschäftsführung um Wolfgang Link ab dem 1. März durch Henrik Pabst, der als Chief Content Officer alle Content-Themen verantwortet. Thomas Wagner steuert als Chief Sales Officer den Vermarktungs-Bereich, der aber weiterhin im Markt als SevenOne Media agiert, und Nicole Agudo Berbel verantwortet als Chief Distribution Officer die Bereiche Distribution und Pay-TV. Das Führungsteam will ein künftig stärker integriertes Medienhaus führen, dass alle medialen Aktivitäten der ProSiebenSat.1 Media SE bündelt.

Auch die Produktionsfirma Redseven Entertainment und Teile vom Digitalstudio Studio71 sollen wohl unter das Dach der SevenOne Entertainment Group. Hier steht jedoch zuvor noch ein Abschluss des bereits länger laufenden Verkaufsprozesses der Produktionssparte Red Arrow Studios aus, bei dem ProSiebenSat.1 Media SE erklärtermaßen das deutsche Geschäft behalten will. Darüber hinaus sollen unter der neuen SevenOne Entertainment Group auch neue Produktionsfirmen gegründet werden und Künstler stärker an das Unternehmen gebunden werden, um sich "noch stärker auf die Produktion von eigenen Inhalten und deren Rechte zu konzentrieren."

Eine für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter operativ weniger wichtige aber trotzdem spannende Frage, die diese Neuaufstellung mit sich bringt ist übrigens: Wenn die ProSiebenSat.1 Media SE nach einem erwartbaren Verkauf von Red Arrow Studios ab Sommer dann aus SevenOne Entertainment Group und NuCom Group besteht - wie passend ist als Holding noch der einst aus dem Zusammenschluss zweier Sender entstandene Name ProSiebenSat.1 Media?