Die WDR-Redakteursvertretung hat sich in einem bemerkenswerten Schreiben zum Umweltsau-Video geäußert und Intendant Tom Buhrow sowie die Führungsmannschaft des Senders kritisiert. Über das Schreiben, das im Intranet des WDR zu finden ist, berichtet das Medien-Portal "Übermedien". Demnach heißt es darin unter anderem: "Wir sind außerordentlich irritiert über diese eklatante Verletzung der inneren Rundfunkfreiheit und das schlechte Krisenmanagement der Geschäftsleitung, das Kolleg*innen und Kollegen beschädigt und dem Ansehen des WDR zudem schadet."
Der WDR entfernte das Umweltsau-Video nach aufkommender Kritik schnell aus dem Netz und musste sich seither Vorwürfe gefallen lassen, vor rechten Scharfmachern vorschnell zurückgewichen zu sein. Buhrow entschuldigte sich sogar für das Video. Der WDR-Intendant verneinte das vermeintliche Einknicken vor Rechts und verteidigte am Freitag seine Vorgehensweise gegenüber dem "Spiegel" (DWDL.de berichtete). Dort sagte er auch: "Man wird doch noch mal Entschuldigung sagen dürfen, ohne dass einem gleich Zensur vorgeworfen wird."
Die Redakteursvertretung des WDR will nun bald eine außerordentliche Redakteursversammlung einberufen, um die "Ereignisse und Fehler" der vergangenen Tage zu diskutieren. "Wir sind fassungslos, dass der Programmchef von WDR2 ein Video mit einem satirischen Kinderlied löschen lässt, und vor allem auch darüber, dass Intendant Tom Buhrow einem offenbar von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm so leicht nachgibt, sich vorschnell redaktionell distanziert und sich nicht nur persönlich entschuldigt, sondern dabei mehrfach öffentlich (u.a. live bei WDR2) Redakteurinnen und Redakteuren in den Rücken fällt, statt ihnen in Zeiten inszenierter Empörungswellen gegen den WDR und den ÖRR den Rücken zu stärken", heißt es von den Redakteuren.
Update (17:55 Uhr): Zunächst hatte die WDR-Redakteursvertretung auch kritisiert, dass sich die Senderführung von einem freien Mitarbeiter, der im Zuge der ganzen Sache von Rechtsextremen bedroht wurde, öffentlich distanziert habe. Der WDR habe den Mitarbeiter "zunächst" allein gelassen, so die Redakteursvertretung. Diesen Vorwurf hat man inzwischen zurückgezogen. Außerdem werfen die WDR-Redakteure Buhrow nicht mehr vor, die Löschung des Videos selbst veranlasst zu haben, das entsprechende Zitat im Text wurde geändert.