Der NDR hat am Donnerstagabend eine Strafanzeige gegen das spanische Unternehmen UC Global öffentlich gemacht. UC Global war bis 2018 für die Sicherheit innerhalb der ecuadorianischen Botschaft in London verantwortlich, dort lebte Julian Assange zwischen 2012 und April 2019. Deshalb war das Unternehmen auch berechtigt, Filmaufnahmen anzufertigen und Gäste zu überprüfen. Ehemalige Mitarbeiter der Firma werfen dem Unternehmen nun aber vor, gewonnene Erkenntnisse an Nachrichtendienste in den USA weitergegeben zu haben.
Assange und seine Besuche seien über Jahre hinweg "systematisch ausgespäht" worden, heißt es nun vom NDR. Man habe gemeinsam mit dem WDR Videoaufnahmen gesichtet, die das belegen sollen. Vom NDR betroffen sind demnach drei Mitarbeiter. Wegen des angeblichen Verstoßes gegen datenschutz- und persönlichkeitsrechtliche Bestimmungen geht der Sender nun gegen die Sicherheitsfirma vor.
UC Global weist die Anschuldigungen, über die zuerst die spanische Tageszeitung "El Pais" berichtet hatte, zurück. Man habe immer nur im Auftrag der Regierung von Ecuador gehandelt, so das Unternehmen. Im Gespräch mit NDR und WDR räumte ein Anwalt von UC Global zwar ein, dass das Unternehmen mit US-amerikanischen Nachrichtendiensten zusammenarbeite. Allerdings sei dies nicht bei der Überwachung der ecuadorianischen Botschaft in London der Fall gewesen. UC Global wird seinerseits nun Mitarbeitern von Wikileaks vor, verdeckte Tonaufnahmen angefertigt und die Vorwürfe konstruiert zu haben.
Die Anwälte von Julian Assange haben wegen der Überwachungsmaßnahmen bereits Strafanzeige in Spanien gestellt. Im September dieses Jahres hatten Ermittler Hausdurchsuchungen durchgeführt und dabei unter anderem Festplatten, Waffen und Bargeld beschlagnahmt. UC-Global-Chef David Morales wurde sogar vorübergehend festgenommen.