Erst vor wenigen Wochen haben Holger und Silke Friedrich den Berliner Verlag von DuMont gekauft, doch die Schlagzeilen um das Verlegerpaar halten an. Zuletzt wurde bekannt, dass Holger Friedrich als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi tätig war. Außerdem gab es einen Jubel-Artikel in der "Berliner Zeitung" über das Unternehmen Centogene, dort agiert Friedrich als Aufsichtsratsmitglied. In einem Interview mit der "FAS" haben die beiden Neu-Verleger nun gemeinsam mit Michael Maier, Herausgeber der "Berliner Zeitung", Stellung bezogen. 


Maier sagt, angesprochen auf den Artikel über Centogene, dass man die Kirche im Dorf lassen müsse. "Der Ar­ti­kel war völ­lig in Ord­nung. Er war so­gar kri­tisch, weil drin­stand, dass der Bör­sen­gang die Er­war­tun­gen nicht er­füllt hat." Gleichzeitig räumt Maier ein, dass man die Position des Verleger unter den Artikel hätte schreiben müssen. Man habe von dessen Engagement schlicht nichts gewusst. "Und Herr Fried­rich wuss­te als Neu­ver­le­ger nicht, dass es viel­leicht sinn­voll ge­we­sen wä­re, das der Re­dak­ti­on zu sa­gen. Aber das ist ein Lern­pro­zess, der in Ord­nung ist." Inzwischen lässt Friedrich seinen Posten bei Centogene ruhen. 

Zur Stasi-Vergangenheit des Verlegers, sagt Maier, dass auch er selbst betroffen sei. "Ich wur­de erst ge­fragt, ob ich als Her­aus­ge­ber zur Ver­fü­gung ste­he. Erst spä­ter ha­be ich es er­fah­ren." Dennoch sagt Maier, dass er den Job wahrscheinlich auch angenommen hätte, wenn er vorher davon gewusst hätte. "Er lebt län­ger in der BRD als in der DDR. Mich hat eher in­ter­es­siert: Was hat er bei McK­in­sey ge­macht? Was hat er im Soft­ware­be­reich ge­macht? Hat er die Fach­kom­pe­tenz, so ei­ne Zei­tung ins di­gi­ta­le Zeit­al­ter zu füh­ren? Die an­de­re Fra­ge hat sich mir ei­gent­lich gar nicht ge­stellt. Und mir hät­te sie sich noch am ehes­ten stel­len müs­sen, weil ich sie vor zwan­zig Jah­ren re­la­tiv vie­len Leu­ten ge­stellt ha­be." Friedrich habe bisher außerdem hohe Transparenz geschaffen. 

Holger Friedrich sagt in der "FAS", dass ihn die Heftigkeit der Debatte überrascht habe. Die Re­ak­ti­onen würden aber auch zeigen, dass man keine Chance auf den Verlag gehabt hätte, wenn man früher damit offensiv umgegangen wäre. "Ich ha­be es per­sön­lich bis­her im­mer so ge­hand­habt, dass im­mer dann, wenn ich mit je­man­dem ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis ent­wi­ckelt hat­te, ich da­mit sehr, sehr of­fen um­ge­gan­gen bin. Und selbst­ver­ständ­lich tut es mir leid, was da­mals pas­siert ist."

Silke Friedrich sagt in dem Interview, dass sich an der grundsätzlichen Motivation des Ehepaars nichts verändert habe. Beim Kauf kündigte man ja an, dass man das Investment als "zivilgesellschaftliches Engagement" sehe. Nun sagt sie: "Un­se­re Mis­si­on ist wirk­lich, ei­nen Bei­trag zum ge­sell­schaft­li­chen Dis­kurs zu leis­ten". Man gehe völlig transparent mit der Situation um. "Wir müssen uns jetzt dieser Lebensgeschichte stellen". So habe man jetzt den Opferteil der Akten beantragt, dieser sei bislang nicht betrachtet worden. 

Auf die Frage, warum die Neu-Verleger nicht schon in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit standen, antwortet Silke Friedrich: Das sei "undankbar". Man hätte auch einfach so weitermachen und ein schönes Leben haben können. "Aber wir ha­ben uns ex­pli­zit da­für ent­schie­den, den Schritt in die Öf­fent­lich­keit zu ma­chen."