Läuft alles nach Plan, wissen die Mitarbeiter von Red Arrow Studios bis Ende des Jahres, wie es mit ihnen weitergeht. ProSiebenSat.1-Boss Max Conze will den Produktionsarm des Medienkonzerns bekanntlich verkaufen - bis Weihnachten soll nun eine endgültige Entscheidung fallen. Nun hat ProSiebenSat.1 seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal des laufenden Jahres veröffentlicht und darin einen gestiegenen Umsatz verkündet. Zurückzuführen ist das unter anderem auch auf die zum Verkauf stehenden Red Arrow Studios.
So kletterte der Umsatz bei Red Arrow um satte 21 Prozent. Insbesondere die Formate "The Weekly" (für FX/Hulu), "Married at First Sight" (für Lifetime USA) und "A League of Their Own" (für Sky UK) hätten sich hier positiv ausgewirkt. Daneben legte auch die NuCom Group, in der ProSiebenSat.1 seine Commerce-Beteiligungen gebündelt hat, um 13 Prozent zu. Hinzu kommt ein Anstieg des digitalen und smarten Werbegeschäfts um 37 Prozent.
Probleme hat man dagegen im klassischen Kerngeschäft, dem Fernsehen. So gingen die TV-Werbeumsätze im dritten Quartal um sechs Prozent zurück, der Rückgang hat sich in den vergangenen Monaten also noch einmal beschleunigt. Dadurch lag auch das gesamte Entertainment-Segment mit vier Prozent im Minus. Insgesamt legte der Umsatz von ProSiebenSat.1 im dritten Quartal damit um vier Prozent auf nun 926 Millionen Euro zu, organisch lag das Wachstum bei drei Prozent. Das adjusted EBITDA ging gleichzeitig um ein Viertel auf 131 Millionen Euro zurück. Das reflektiere die niedrigeren TV-Werbeerlöse sowie die Investitionen im Bereich Entertainment und Commerce.
Inzwischen kommen 56 Prozent des Umsatzes von ProSiebenSat.1 aus dem Nicht-TV-Werbegeschäft, das insgesamt um 13 Prozent zulegte. Im Gegenzug bedeutet das aber auch, dass noch immer 44 Prozent des Umsatzes auf klassische TV-Werbung zurückzuführen ist - ein Rückgang um ganze sechs Prozent ist hier eine schlechte Nachricht für das Unternehmen.
Wie ProSiebenSat.1 darüber hinaus mitgeteilt hat, habe man im dritten Quartal im Entertainment-Geschäft eine zusätzliche Holding eingeführt,die sich auf strategische Steuerung, Governance, Support und Beratung als Kernaufgaben fokussieren soll. "Gleichzeitig etabliert der Konzern eine weiter integrierte Entertainment-Organisation, in der Content, digitale Plattformen und Monetarisierung noch enger miteinander verzahnt sind." Das heißt wohl nichts anderes als: TV-Sender, RedSeven Entertainment und SevenOne Media rücken enger zusammen - und werden künftig vielleicht sogar unter einem Dach gebündelt.
Den Ausblick für das laufende Jahr hat ProSiebenSat.1 bei Vorlage der Geschäftszahlen bestätigt, schränkt aber gleichzeitig ein, dass es auf die Entwicklung der TV-Werbeumsätze ankomme. Hier gebe es nach wie vor eine "geringe Visibilität". Grundsätzlich geht man für 2019 aber nach wie vor von einem Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren, einstelligen Prozentbereich aus. Sinken die TV-Werbeumsätze im traditionell stärksten Quartal des Jahres weiter deutlich, müsse man mit einem auf Jahressicht verringerten adjusted EBITDA rechnen, bis zu 60 Millionen Euro könnte das dann unter dem Plan liegen. Finanzchef Rainer Beaujean sagt: "Die Visibilität im TV-Werbemarkt ist äußerst gering und wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass dort große Schwankungen im vierten Quartal möglich sind. Hinzu kommen steigende makroökonomische Unsicherheiten. Deshalb gehört es zu unserer Verantwortung, auf die finanziellen Auswirkungen eines möglichen negativen Szenarios hinzuweisen."
Vorstandschef Max Conze sagt: "Wir machen weiter gute Fortschritte und setzen die Transformation von ProSiebenSat.1 konsequent fort. Wir sind im dritten Quartal trotz des zunehmend schwierigeren makroökonomischen Umfelds und einem entsprechend schwächeren TV-Werbemarkt mit 4 Prozent im Umsatz gewachsen. Inzwischen kommen 56 Prozent unseres Umsatzes aus dem Nicht-TV-Werbegeschäft – und dieser Bereich hat im dritten Quartal um 13 Prozent zugelegt. Dazu haben ein Plus von 37 Prozent im digitalen und smarten Werbegeschäft und anhaltend zweistellige Wachstumsraten bei Red Arrow Studios und der NuCom Group beigetragen. Es hat sich erneut gezeigt, dass unsere Entscheidung, in eine digitale und diversifizierte Zukunft zu investieren, richtig ist: Unsere Streaming-Plattform Joyn gewinnt kontinuierlich neue Nutzer und startet im Winter mit der Premium-Version. Bei der NuCom Group wächst der Online-Beauty-Anbieter Flaconi mit einem Plus von 59 Prozent im dritten Quartal sehr dynamisch und gleichzeitig greift auch unser Fokus auf lokale Inhalte immer besser. In den ersten neun Monaten des Jahres liegen wir klar über den Zuschauermarktanteilen des Vorjahres und in den kommenden Monaten wartet ein starkes Portfolio an Fiction- und Entertainment-Formaten wie ‚Schattenmoor‘, ‚Dancing on Ice‘ und ‚Queen of Drags‘. Dabei ist es in einem sich abschwächenden und schwer vorhersehbaren Umfeld umso wichtiger, dass wir weiterhin in die Zukunft des Unternehmens investieren."