Nachdem der Verkauf von Endemol Shine in den vergangenen Monaten wahlweise schon vor dem endgültigen Aus oder dem unmittelbaren Vollzug stand, gibt es nun tatsächlich ein Ergebnis. Die Banijay Group will den Konkurrenten übernehmen und sich zu 100 Prozent einverleiben. Eine entsprechend nun geschlossene Vereinbarung hat Banijay am Samstagvormittag bestätigt. Bereits vor einigen Tagen war durchgesickert, dass Banijay kurz vor einer Übernahme von Endemol Shine steht (DWDL.de berichtete). 

Nun also tatsächlich die Verkündung des Deals: Die 50/50-Eigentümer von Endemol Shine, Disney und Apollo Global Management, verkaufen ihre Anteile an Banijay. Wie viel Geld sie dafür erhalten, ist nicht bekannt. Finanzielle Details zum Deal hat Banijay in einer ersten Pressemitteilung nicht kommuniziert. Bereits vor wenigen Tagen berichteten jedoch mehrere Medien, dass sich der Deal auf rund zwei Milliarden Euro belaufen soll, darin enthalten wären aber wohl auch die 1,75 Milliarden Euro Schulden, die sich bei Endemol Shine aufgetürmt haben. Netto würde Banijay demnach also nur rund 250 Millionen Euro zahlen.

"Das wird unsere Position auf dem Weltmarkt sofort stärken."
Marco Bassetti, Vorstandsvorsitzender von Banijay

In jedem Fall zahlt Banijay wohl deutlich weniger, als die Endemol-Shine-Eigentümer das zunächst erhofft hatten. Ursprünglich peilte man vier Milliarden an, viele Interessenten, wie etwa Fremantle oder ITV, stiegen daraufhin aus. Zuletzt wollten die Endemol-Shine-Eigentümer noch rund 2,5 Milliarden haben. Banijay will die Übernahme über eine Kapitalerhöhung und einen Kredit finanzieren. Noch ist der Deal aber nicht endgültig fix: Er unterliegt nach wie vor den üblichen Abschlussbedingungen, dazu gehört auch die Genehmigung der Kartellbehörden. 

Laut Banijay übernehme man durch den Kauf alle rund 120 Produktionsunternehmen der Endemol Shine Group, damit entsteht einer neuer, weltweiter Produktions-Riese. Nach Abschluss der Akquisition gehören zur dann neuen Banijay-Gruppe fast 200 Produktionsfirmen in 23 Territorien. Der neue Konzern verantwortet unter anderem Formate und Marken wie "Black Mirror", "Versailles", "Peaky Blinders", "Big Brother", "MasterChef", "Survivor", "Temptation Island", "Frauentausch" und "The Island". 

Stéphane Courbit© Banijay
Mit dem deutlich breiteren Markenportfolio und mehr kreativer Power, so heißt es von Banijay, sei man künftig zudem besser in der Lage, für lineare TV-Sender und neue Player (sprich: Streamingdienste) zu produzieren. Der Umsatz der Gruppe beträgt insgesamt rund drei Milliarden Euro. Vivendi wird an dem neuen Produktionshaus 32,9 Prozent Anteile halten, die restlichen 67,1 Prozent liegen bei der Holding LDH, die mehrheitlich von Financière LOV, einem Investment-Unternehmen von Banijay-Chef Stéphane Courbit (Foto rechts), kontrolliert wird. Für Courbit ist es der Deal seines Lebens, schafft er damit noch das weltweit größte unabhängige Produktions- und Distributionsunternehmen. Seine erste, in den 90er Jahren gegründete Produktionsfirma verkaufte er einst an Endemol, er wurde zum Geschäftsführer von Endemol France. Später trennte man sich aufgrund unterschiedlicher Auffassungen und Courbit gründete Banijay. 

Endemol Shine Germany soll erhalten bleiben

Spannend wird nun sein, wie genau Banijay die Übernahme von Endemol Shine in den einzelnen Märkten umsetzen wird. Auch in Deutschland gibt es neben Endemol Shine Germany ja die seit einigen Monaten von Marcus Wolter aufgebaute Banijay Deutschland Gruppe. Beide Unternehmen werden sicherlich enger zusammenrücken. Ein personelles "Blutbad", wie zuletzt vom US-Portal "Deadline" berichtet, soll es nach DWDL.de-Informationen in Deutschland aber nicht geben. Das heißt: Endemol Shine Germany wird wohl auch künftig unter eigener Flagge segeln. Für Marcus Wolter ist es eine spezielle Situation: Vor seiner Zeit bei Banijay war er lange Geschäftsführer bei Endemol Shine Germany. 

Marco Bassetti© Banijay
Marco Bassetti (Foto links), Vorstandsvorsitzender von Banijay, sagt zum nun geschlossenen Deal: "Endemol Shine bringt eine unglaubliche Vielfalt an branchenführenden Talenten, weltweit bekannten Marken und hochwertigen kreativen Inhalten mit. Die Kombination der Ressourcen der beiden Unternehmen wird unsere Position auf dem Weltmarkt sofort stärken. Durch die Einführung der Endemol-Shine-Marken und -Talente in unser bestehendes Geschäft haben wir künftig noch bessere Chancen auf dem Markt. Wir sind alle gespannt, was die Zukunft für das fusionierte Unternehmen bereithält." Endemol-Shine-CEO Sophie Turner Laing ergänzt: "Dieser Deal führt uns in ein ganz neues und aufregendes Kapitel und in ein neues, globales Content-Haus mit vielen Möglichkeiten."