Wenn die Redaktion von ARD-aktuell im wenigen Wochen ihre Arbeit im neuen Nachrichtenhaus auf dem NDR-Gelände aufnehmen wird, dann hat sie die Kleingärtner und das Finanzamt im Nacken. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Wer aus dem Newsroom nach draußen blickt, blickt jedenfalls direkt auf die kleinen Gartenhäuschen. Kleingärtner, Finanzamt und die "Tagesschau" – irgendwie typisch deutsch, scherzt mancher bereits. Auch Patrick Uhe kann darüber lachen.
Uhe ist der Mann, der die Planung des neuen Herzstücks jener Nachrichten verantwortet, die Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher bei der Eröffnungsfeier am Donnerstag als "Flaggschiff des Nachrichtenjournalismus in Deutschland" würdigte. Tatsächlich genießt die "Tagesschau" auch mehr als sechs Jahrzehnte nach ihrem Start einen besonderen Stellenwert. Ungeachtet zunehmender Debatten, in denen die Öffentlich-Rechtlichen etwa als "Staatsfernsehen" dargestellt werden, schalten Abend für Abend regelmäßig fast zehn Millionen Zuschauer ein – Tendenz steigend.
Beim Bau des neuen Nachrichtenhauses orientierte sich Patrick Uhe mit seinem Team allerdings nicht nur am Ist-Zustand. Stattdessen will man auch in der Lage sein, auf neue Anforderungen reagieren zu können, wie auch immer die in Zukunft aussehen mögen. Ein wenig Symbolkraft spielte beim Bau bisweilen ebenfalls eine Rolle. So sollen die Lichtringe an der Decke für die verschiedenen Kontinente stehen, die Glasfront wiederum soll Weltoffenheit zum Ausdruck bringen. Vorrangiges Ziel des kreisförmig und bisweilen etwas steril gehaltenen Newsrooms ist es jedoch, das Lineare und das Digitale enger zusammenzurücken, wie Helge Fuhst erklärte, der seit wenigen Tagen als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell fungiert.
Generell begann die Eröffnungsfeier ernster, als sich das die Verantwortlichen im Vorfeld ausgemalt haben – nämlich mit einer Schweigeminute für die Opfer des Attentats von Halle am Tag zuvor. Die aktuellen Ereignisse zeigten, "wie wichtig verlässliche, sorgfältig recherchierte und journalistisch kuratierte Informationen sind", sagte NDR-Intendant Lutz Marmor später in seiner Rede.
Knapp 16 Millionen Euro kostete der Neubau, zu dem sämtliche ARD-Anstalten Geld beisteuerten. Ein gut angelegtes Investment, findet Marmor, schließlich sollen die Räumlichkeiten mindestens 30 Jahre lang genutzt werden. Der Intendant bezeichnete das neue Gebäude, das innerhalb von nur zwei Jahren errichtet wurde, als "zukunftsfähiges Zuhause" und betonte, dass sich der Kern der "Tagesschau" auch in Zukunft nicht ändern soll. An die Redaktionen gerichtet, sagte er: "Steine sind das eine, aber entscheidend ist Ihre tägliche Arbeit."
Ähnlich äußerte sich auch Bürgermeister Peter Tschentscher. "Großes Vertrauen in seriöse Medien ist nicht nur eine Ehre, sondern eine Bürde", sagte er und äußerte allen modernen Anforderungen zum Trotz am Ende seiner Rede einen Wunsch, der insbesondere an das junge Führungsteam von "Tagesschau" und "Tagesthemen" gerichtet war: "Modernisieren Sie die Formate, aber bitte nicht so sehr."