"Der Stifterkreis des Deutschen Fernsehpreises hat sich dazu entschlossen, den Deutschen Fernsehpreis nicht nur fortzusetzen, sondern tatkräftig nach vorne zu bringen", sagt Stephan Schäfer. Er ist Geschäftsführer Inhalte & Marken der Mediengruppe RTL Deutschland und diesjähriger Vorsitzender des Stifterkreises der Auszeichnung. Die 21. Verleihung des Deutschen Fernsehpreises kehrt nach vier Jahren ohne Übertragung zurück ins Fernsehen. "Zurückblickend müssen wir eingestehen: Ein Deutscher Fernsehpreis, der nicht im Fernsehen läuft - das ist merkwürdig", erklärt Schäfer im DWDL.de-Interview.
Auf Beschluss der Stifter (ARD, ZDF, RTL und Sat.1) wird der Award daher in den kommenden vier Jahren von den jeweils ausrichtenden Sendern im Fernsehen übertragen. Federführung und Ausrichtung der ersten Verleihung des neuen Turnus liegt bei RTL. Veranstaltet wird der Deutsche Fernsehpreis 2020 am 6. Juni und wird an diesem Samstagabend um 20.15 Uhr live übertragen. Produziert wird die Verleihung jedoch nicht, wie in den vergangenen 20 Jahren von Kimmig Entertainment. Zuletzt hatte es zunehmend Kritik an deren Inszenierung gegeben.
Der Stifterkreis dankt Kimmig Entertainment jedoch ausdrücklich dafür, den Preis einst mit aus der Taufe gehoben zu haben. "Für den Neustart des Deutschen Fernsehpreises als Live-Verleihung im kommenden Jahr haben wir uns aber für eine neue Produktionsfirma entschieden", sagt Stephan Schäfer. Den Zuschlag bekommen hat die Riverside Entertainment, eine Tochter des NDR-Produktionshauses Studio Hamburg. Produzent ist Rolf Hellgardt. Verantwortlich für die redaktionelle Umsetzung der Live-Show ist RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner. Executive Producer seitens RTL sind Mark Land und Malte Kruber. "Die Preisverleihung soll dynamischer, emotionaler und glamouröser werden und damit auch dem Publikum zuhause eine große aktionsgeladene Live-Show bieten", verspricht Schäfer.
Verliehen wird der Deutsche Fernsehpreis nun wieder im Kölner Coloneum, wo er schon die ersten 16 Jahren veranstaltet wurde. Mit dem neuen Datum rückt der Deutsche Fernsehpreis vom Jahresanfang ans Ende der TV-Saison. Nach einer einmalig anderthalb jährigen Betrachtungsphase soll die Auszeichnung künftig die jeweils zurückliegende Saison betrachten. Juryvorsitzender einer 14-köpfigen Expertenrunde ist erneut Produzent Wolf Bauer. "Der hoffentlich streitbaren Auseinandersetzung über diese Angebote werden wir für den Deutschen Fernsehpreis 2020 so viele Jury-Sitzungen wie nie zuvor widmen", kündigt er an.
Der Jury des Deutschen Fernsehpreises 2020 gehören neben Wolf Bauer die Regisseurin Viviane Andereggen, die Produzentin Iris Bettray (Geschäftsführerin sagamedia), Reinhard Bezler (Executive Producer Sat.1), der Autor Orkun Ertener, die Schauspielerin und Produzentin Dr. Maria Furtwängler, der Produzent Georg Hirschberg (Geschäftsführer Prime Productions), Dr. Florian Kumb (Chef vom Dienst der ZDF-Programmdirektion), Mark Land (Head of Producers RTL), der Journalist Thomas Lückerath (Chefredakteur DWDL.de), die Produzentin Gerda Müller (Geschäftsführerin Bantry Bay), die Journalistin Antonia Rados, der Moderator Mitri Sirin sowie Stefan Wirtz (Leiter Strategie und Planung WDR-Programmdirektion IFU) an.
Die Jury-Arbeit betreffend gibt es mit dem Deutschen Fernsehpreis 2020 zwei weitere Neuerungen: "Es lag uns sehr daran, dass wir die Unabhängigkeit der Entscheidung noch einmal in den Fokus rücken, und so haben die Stifter beschlossen, dass die Sendervertreter weiterhin mitarbeiten, aber bei der finalen Preisentscheidung nicht mitstimmen", erklärt der Juryvorsitzende Wolf Bauer im Gespräch mit DWDL.de. Darüber hinaus haben die Stifter eine neue Kategorie für den Deutschen Fernsehpreis beschlossen, die als Schritt in die richtige Richtung verstanden werden will, aber dennoch irritieren könnte.
"Wir breiten die Arme aus und begrüßen die Leistungen der Streaming-Plattformen, die ja von der gleichen kreativen Community in Deutschland erschaffen werden, gleichgültig wo sie ausgestrahlt werden", sagt Stephan Schäfer, Vorsitzender des Stifterkreises. Deshalb habe man beschlossen, "eine eigene Kategorie für das 'Beste Streaming-Programm' ins Leben zu rufen, weil die einst geschaffenen Statuten des Deutschen Fernsehpreises die zu beobachtenden Leistungen eigentlich als Programme von Fernsehsendern definieren."
Die Arbeit der Jury wird das nicht erleichtern: Alle anderen Auszeichnungen werden Genre-spezifisch vergeben, hier jedoch nach Ausspielweg gewertet. Die Einzelleistungen deutscher Kreative bei Streamingproduktionen sollen nicht berücksichtigt werden. Es gibt einzig die neue Formatkategorie, in der theoretisch auch Serien, Dokus und Comedy gegeneinander antreten würden. Jury-Chef Wolf Bauer sieht die Öffnung für Streaming-Produktionen als wichtigen ersten Schritt. Er sagt darüber hinaus: "Um das Thema ganzheitlich anzugehen, müsste man allerdings im Stifterkreis in Ruhe die Frage erörtern, ob man den Kreis jener, die diese Auszeichnung veranstalten nicht erweitern sollte."