Der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke hat ein kritisches ZDF-Interview abgebrochen. Etwa zehn Minuten wurde der Politiker zu seiner bundespolitischen Bedeutung in der AfD befragt, aber auch zu seiner Sprache. Mehrere Bundestagsabgeordneten waren zuvor mit Zitaten von Höcke konfrontiert und gefragt worden, ob diese von Höcke stammen oder aus Hitlers "Mein Kampf", was Höckes Parteifreunde nicht eindeutig beantworten konnten.


Was das über seine Sprache aussage, will der ZDF-Reporter daraufhin wissen. "Das sagt vor allen Dingen, dass die meisten mein Buch gar nicht gelesen haben", antwortet der AfD-Politiker und erklärt kurz darauf, dass seine Sprache "ins Poetische" gehe. Zudem kritisierte Höcke ein permanentes "Rekurrieren auf den NS" und sagt: "Ich glaube nicht, dass es eine allgemein gültige Definition dessen gibt, was eine NS-Diktion, was NS-Sprache ist." 

Plötzlich meldet sich Höckes Sprecher aus dem Hintergrund zu Wort. "Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben", erklärt er und schlägt vor, das Interview "noch mal von vorne" zu beginnen. "Er weiß dann ungefähr, zu welchen Fragen er sich äußern muss." Höcke sei "auf diese Fragen, auf diese Form des Interviews nicht vorbereitet gewesen", so der Sprecher weiter.

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Höcke wiederum kritisiert den zu Beginn gezeigten Einspieler als "nicht wirklich redlich" und wirft dem Reporter vor, ein Spiel zu spielen. Doch der ZDF-Reporter lehnt eine Wiederholung des Interviews ab. "Passen Sie auf", entgegnet Höcke daraufhin, "dann haben wir ein manifestes Problem. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat." Schließlich beendet er das Interview. "Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird."

Eine Drohung, betont der AfD-Politiker, sei das aber nicht. "Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin." Was denn kommen könnte, will der ZDF-Reporter von Höcke wissen. "Vielleicht", so Höcke, "werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Land. Könnte doch sein." Danach trennen sich die Wege - und die Hoffnung von Höckers Sprecher, das Interview nicht zu senden, bleibt unerfüllt. Am Sonntagabend stellte das ZDF das Gespräch in voller Länge zum Abruf bereit.

Kritik an Höckes Verhalten kam derweil am Deutschen Journalisten-Verband. Höcke habe "ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im besonderen aufgeschlagen", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. "Der Abbruch des Gesprächs durch den Interviewten zeigt, dass er auf kritische Fragen keine intelligenten Antworten hat. Herr Höcke hat die Schwelle von der Demokratie zu faschistischen Fantasien überschritten."

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