Am Mittwoch hatte die DFL in Berlin ihre Generalversammlung, doch eine Ankündigung von Geschäftsführer Christian Seifert blieb weitgehend unbemerkt, was auch zum Teil daran gelegen haben mag, dass die DFL ein Video der Rede mehr als 24 Stunden lang offline nahm - um es zu überarbeiten, wie man auf Nachfrage mitteilte. Worum es geht? In seiner Rede kam Seifert nach gut 20 Minuten auf einige Zukunftsprojekte der DFL zu sprechen. Am weitesten geht dabei das neue Projekt "Bundesliga Pass", wie Seifert selbst auf der Bühne betonte. Die daraufhin gemachte Ankündigung ist bemerkenswert.



"Das Schlagwort OTT ist in aller Munde", begann Seifert auf der Bühne der Generalversammlung zunächst erklärend. "OTT bedeutet, Programme über nicht klassische Vertriebswege - also nicht über Kabel und Satellit - sondern Internet und Mobilfunk zum Zuschauer zu transportieren. Unsere Strategie besteht vom Grundsatz nicht darin, ein eigenes Medienangebot zu produzieren. Wir wollen stattdessen unseren Partnern zum Erfolg verhelfen."

Christian Seifert

Es ist der Nachsatz, der aufhorchen lässt: "Andererseits sehen wir in einigen Märkten eine gewisse Abkühlung und um für alle denkbaren Marktentwicklungen gerüstet zu sein, haben wir uns vorbereitet." Und mit diesen Worten präsentierte der DFL-Geschäftsführer bei der Generalversammlung einen englischsprachigen Trailer für einen Streamingdienst unter dem Namen "Bundesliga Pass".

Der gezeigte Trailer verspricht "every game anywhere anytime on any device" und "With Bundesliga Pass you get access to more football than ever before. All your favourite teams. More than 300 live matches." Auch eine Samstagskonferenz unter dem Titel "Bundesliga 90+" soll es geben, ebenso wie u.a. individuelle Push-Benachrichtigungen, Live-Ticker und ein Video-Archiv. Genannter Preis: 7,99 Dollar, für kurze Zeit sogar nur 5,99 Dollar. Eine Website, die von der DFL reserviert wurde, wird ebenso genannt.

Bundesliga Pass

All das ist erst einmal nur ein Gedankenspiel. Man will demonstrieren, wie es aussehen könnte. DFL-Geschäftsführer Seifert: "Wir werden ab nächstes Jahr technisch in der Lage sein, ein eigenes OTT-Angebot mit Live-Angeboten der Bundesliga und Zweiten Bundesliga in nahezu allen Ländern der Erde zu starten. Ich betone ausdrücklich: Das ist nicht unsere präferierte Option."

Und er stellt mit einer fast schon etwa zu deutlichen Betonung auf dem Wort "definitiv" für den Heimatmarkt klar: "In Deutschland, wo wir eine gute Nachfrage nach unseren Medienrechten erwarten, planen wir definitiv kein eigenes Angebot. Sollten aber insbesondere in internationalen Märkten Entwicklungen eintreten, die dies erforderlich machen, dann werden wir in der Lage sein, zu handeln."

Bundesliga Pass

Und auch wenn Bundesliga Pass zunächst also nur ein Alternativ-Szenario ist; ein Plan B für die internationale Vermarktung der Bundesliga sein soll, so wurde die Ankündigung bei den deutschen Interessenten für die Bundesliga-Übertragungsrechte nach DWDL.de-Informationen sehr interessiert zur Kenntnis genommen. Was heute noch definitiv ausgeschlossen ist, könnte beim anstehenden Verhandlungspoker um die neue Vergabe der Übertragungsrechte ab der Saison 2021/22 zumindest ein Joker in der Hinterhand sein. Der Wink mit dem Zaunpfahl ist kaum zu übersehen.

Die DFL-Tochter DFL Digital Sports realisiert in den kommenden Monaten, zusammen mit Partnern, nun zunächst einmal die technische Grundlage für einen eigenen Streamingdienst der Bundesliga. Wofür die dann vorhandene Plattform genutzt wird, wird die Zeit und so mancher Verhandlungspoker noch zeigen. Die Botschaft von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert ist aber unmissverständlich: Wir haben Optionen. Und wer sich an das Experiment mit Arena vor 13 Jahren erinnert, der weiß: Höchst überraschende Entscheidungen sind der DFL auch nicht ganz fremd.