Wie schnell sich politische Realitäten verändern können, ließ sich am Dienstagabend in den "Tagesthemen" bestaunen. Darin war ein Interview zu sehen, das Moderatorin Pinar Atalay mit der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer führte - und zwar noch bevor bekannt wurde, dass sie neue Verteidigungsministerin wird. Dementsprechend druckste die Politikerin herum, als Atalay sie auf Jens Spahn ansprach, dem zu diesem Zeitpunkt die besten Chance für die Nachfolge von Urusla von der Leyen nachgesagt wurden.
In den "Tagesthemen" machte die Moderatorin mehrfach deutlich, dass das Interview zu einem früheren Zeitpunkt aufgezeichnet wurde. Und doch wunderte sich so mancher vor dem Fernseher, dass das eigentlich schon gut eine Stunde später veraltete Gespräch trotzdem gesendet wurde. Beim NDR sieht man allerdings kein Problem darin: "Bei der gestrigen Ausgabe der 'Tagesthemen' handelte es sich nach Ansicht der Redaktion um eine kleine Sternstunde des Fernsehens", teilte der Sender gegenüber "Bild" mit.
Und weiter: "Nachdem Pinar Atalay auf die Tatsache hingewiesen hatte, dass das folgende Interview mit Annegret Kramp-Karrenbauer aufgezeichnet war, konnte es den Zuschauerinnen und Zuschauern geradezu ein Vergnügen bereiten, zu sehen, wie die designierte Verteidigungsministerin kurz vor der offiziellen Bestätigung mit der eigentlichen Nachricht hinterm Berg hielt. Selten hat man das Glück, in einem journalistischen Format Politik derart transparent aufzubereiten."
Aus Quotensicht lief es für die "Tagesthemen" am Dienstagabend übrigens gut: 2,43 Millionen Zuschauer sahen die Sendung um 22:35 Uhr, der Marktanteil lag bei 12,8 Prozent. Das "heute-journal" hatte eine halbe Stunde zuvor im ZDF allerdings sogar noch fast vier Millionen Zuschauer erreicht. Dort sprach Moderator Claus Kleber mit der frisch gewählten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.