Vergangene Woche Donnerstag wurde der Pay-TV-Primus Sky Deutschland zehn Jahre alt, doch gefeiert wurde nicht. Das runde Jubiläum eines Unternehmens, das sonst selten um eine große Party und PR in eigener Sache verlegen war, ist derart geräuschlos verstrichen, dass man sich im Kalender noch einmal vergewissern musste, nicht selbst im Monat oder Jahr verrutscht zu sein. Das stille Jubiläum hat einen Grund: Die Stimmung in Unterföhring ist angesichts einer in Umsetzung befindlichen Reorganisation gedrückt.
Vor zwei Wochen wurde das Ausscheiden von Roman Steuer, Executive Vice President Sports, und Ralph Fürther, Senior Vice President Communications, kommuniziert, doch vom Stellenabbau sind mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pay-TV-Unternehmens betroffen. Nach DWDL.de-Informationen haben u.a. auch der zweite Jurist des Hauses sowie Sebastian Hauptmann, Executive Vice President Operations & Digital Innovations, das Unternehmen bereits verlassen.
Wer auf der Sky-Website die Vita von Hauptmann lesen will, bekommt nur noch eine Fehlermeldung. Hauptmann war gut neun Jahre bei Sky, seit 2015 als Executive Vice President Operations. 2018 kamen die Verantwortung für digitale Innovationen hinzu. Auch sein Ausscheiden ist symptomatisch für die Reorganisation von Sky Deutschland, die schon länger zu befürchten war. Überraschend ist das, was gerade in Unterföhring passiert, eigentlich nicht.
Seit der Übernahme von Sky Deutschland durch das britische Sky vor vier Jahren konnte man schon damit rechnen, dass der deutsche Pay-TV-Primus in einigen Aspekten des Geschäfts zu einer deutschen Filiale des britischen Unternehmens verschlankt wird. Manche Personalie zeugte früh von dieser bevorstehenden Entwicklung: Brian Sullivan gab 2015 die Geschäftsführung von Sky Deutschland ab, Wolfram Winter zwei Jahre später den Posten als Unternehmenssprecher.
Auch Hauptmanns Ausscheiden war dementsprechned absehbar: Seit Jahren schon werden die Produkte und Marken von Sky Deutschland von London aus auf Kurs gebracht. Vom Angebot selbst über das Wording und die Optik adaptiert Sky Deutschland inzwischen oftmals, was London vorgibt. Der Posten eines Executive Vice President Operations & Digital Innovations in der deutschen Filiale war damit in Zeiten stringenter Synergie-Effekte absehbar obsolet.
Was die Stimmung in Unterföhring derzeit trübt: Es sind nicht nur Führungskräfte, die vom Stellenabbau betroffen sind. Offiziell bestätigt ist bereits ein Arbeitsplatzabbau im niedrigen zweistelligen Bereich. Angesichts von 2000 Mitarbeitern allein am Standort Unterföhring natürlich überschaubar. Aber seit vergangener Woche wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sky ganz offiziell: Der Stellenabbau ist noch nicht abgeschlossen.
Mit einer bemerkenswert offenen Mitteilung hat sich Carsten Schmidt, Geschäftsführer Sky Deutschland, vergangene Woche an seine Belegschaft gewendet und den bislang vollzogenen Stellenabbau kommentiert, der Sky Deutschland fit machen soll für die Zukunft und sich am veränderten Wettbewerb orientiere. Am Ende jener Mitteilung stellte sich Schmidt selbst die Frage, ob es das nun gewesen sei mit dem Stellenabbau. „Die Antwort ist nein“, schreibt Geschäftsführer Schmidt.
Es ist eine recht bemerkenswerte Flucht nach vorne, mit der Carsten Schmidt in einer schwierigen Situation das vielleicht wichtigste bewahrt, was er zu bewahren hat: Seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unterföhring bei diesem Prozess der Reorganisation des Unternehmens. Angesichts von Unternehmensberatern, die Sky Deutschland weiterhin durchleuchten, wäre jede andere Aussage ohnehin kaum glaubhaft gewesen. Für Ruhe im Haus sorgt die Aussage aber natürlich nicht.
Unklar bleibt, wie viel Entscheidungsgewalt über den Stellenabbau bei Carsten Schmidt liegt. Für ihn, der Sky Deutschland so erfolgreich in die Ära der spektakulären deutschen Eigenproduktionen („Babylon Berlin“, „Das Boot“) geführt hat, ein tragisches Dilemma: Will er der Herr im Haus sein bei Sky Deutschland und nicht nur Filialleiter, muss er sich den Schuh des letztlich durch die Zentralisierung aus London ausgelösten Stellenabbaus selbst anziehen und verteidigen. Die Mitteilung an sein Team lässt durchklingen: Er versucht einen Mittelweg.
Auf Nachfrage von DWDL.de betont ein Sprecher von Sky Deutschland ausdrücklich, dass alle Entscheidungen zum aktuellen Umbau in Unterföhring getroffen wurden. Und Geschäftsführer Carsten Schmidt erklärt in einem Statement: „Wir haben einen klaren Plan für die Zukunft, um unsere Ziele zu erreichen. Diesen werden wir entschlossen umsetzen. Strukturen, Angebote, Services – wir machen uns fit für die Zukunft und investieren in Wachstumsbereiche. Davon werden unsere Kunden profitieren.“