Der ehemalige "Stern"-Chefredakteur Michael Jürgs ist tot. Er starb in der Nacht zum Freitag in Hamburg im Alter von 74 Jahren an einer schweren Krebserkrankung. Das bestätigte seine Ehefrau der Nachrichtenagentur dpa. In Ellwangen geboren und in Hamburg und Krefeld aufgewachsen, begann Jürgs seine journalistische Karriere 1965 bei der Münchner "Abendzeitung". 1976 ging er zum "Stern", wo er zwischen 1986 und 1990 als Chefredakteur arbeitete.

Es folgte sein Wechsel zum Magazin "Tempo", wo er bis 1994 ebenfalls die Chefredaktion innehatte. Daneben machte sich Jürgs auch als Moderator der "NDR Talk Show" sowie als Produzent von Fernsehdokumentationen einen Namen und schrieb unter anderem Biografien über Axel Springer und Romy Schneider.

2018 hatte Michael Jürgs seine Krebserkrankung öffentlich gemacht, in diesem Jahr gab er dem "Spiegel" noch einmal ein langes Interview. "Ich wollte immer nur Journalist werden, schon als Schüler", sagte er damals, "weil ich daran glaubte und auch noch heute daran glaube, dass man mit Worten die Welt verändern kann. Die größte Macht gegen alle Diktaturen war immer das Wort."

Er glaube, "dass der Journalismus, um mich mal bei Franz Müntefering zu bedienen, nach Papst der spannendste Beruf ist", so Jürgs im "Spiegel"-Interview. "Dass wir eine ungeheure Verantwortung haben, mehr denn je. Ich kann das täglich anschwellende Gejammer über die Krise, die ja real ist, nicht mehr hören. Es gibt immer noch großartige Geschichten, die muss ich halt finden, nicht erfinden."

Erst Ende Juni wurde Michael Jürgs mit dem Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet - ohne in jedoch persönlich entgegennehmen zu können. Laudator Michael Naumann wandte sich direkt an seinen Freund: "Du selbst, Michael, gibst dir nur noch ein paar Monate. Was soll ich dir also nach Hamburg zurufen? Gemach, bleib uns erhalten, bleib mir erhalten, lieber Freund?! Oder soll ich, Dein Leben zusammenfassend, einfach nur sagen: 'Gut gemacht, verdammt gut gemacht. Drucken wir!'"