Der italienische Medienkonzern Mediaset hat 9,6 Prozent der Anteile der ProSiebenSat.1 Media SE erworben, das hat das Unternehmen nun in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Der Anteil entspricht rund 9,9 Prozent der Stimmrechte. Bereits zuletzt wurde mehrfach spekuliert, die beiden Unternehmen könnten sich zusammenschließen, eine Fusion schloss ProSiebenSat.1-Boss Max Conze zuletzt aber aus (DWDL.de berichtete). Nun folgt aber dennoch der große Einstieg der Italiener beim Medienhaus in Unterföhring.
ProSiebenSat.1 und Mediaset arbeiten bereits seit fünf Jahren in der Europäischen Medienallianz zusammen. Ziel dieser Allianz, der auch TF1 und Channel 4 angehören, Skaleneffekte zu erzielen, um so gegen große internationale Digitalgiganten bestehen zu können. Zuletzt kündigte man an, auch enger im Bereich Streaming zusammenarbeiten zu wollen (DWDL.de berichtete). Vor diesem Hintergrund erfolgt nun auch die Übernahme.
"Der schnelle Globalisierungsprozess, der das internationale Umfeld bestimmt, erfordert, dass europäische Medienunternehmen wie wir Kräfte vereinen, wenn wir weiterhin vor dem Hintergrund unserer europäischen kulturellen Identität im Wettbewerb mit globalen Schwergewichten punkten oder uns sogar eventueller Übergriffe widersetzen wollen", sagt Pier Silvio Berlusconi, Vorstandsvorsitzender von Mediaset. Er sei überzeugt davon, dass die Investition einen "Mehrwert für beide Unternehmen" habe.
"Langfristige Entscheidung"
Pier Silvio Berlusconi, dessen Vater Silvio Berlusconi Mediaset 1993 gegründet hatte, sagt weiter: "Der freundliche Anteilserwerb an ProSiebenSat.1 ist eine langfristige Entscheidung, die darauf abzielt, Wertschöpfung mit einer zunehmend internationalen Ausrichtung zu schaffen. Sie stärkt unsere bestehende Geschäftsbeziehung. Mediaset ist stolz darauf, in die Zukunft des frei empfangbaren europäischen Fernsehens zu investieren. Gerade mit Blick auf die Zukunft bekräftigt Mediaset durch die Beteiligung an ProSiebenSat.1 seine Wertschätzung für das Management."
Es ist also nicht davon auszugehen, dass Mediaset in der Führungsebene von ProSiebenSat.1 Veränderungen anstrebt - zumindest vorerst. Möglich wurde der große Einstieg des italienischen Medienkonzerns, weil ProSiebenSat.1 eine sehr breite Aktionärsstruktur hat. Mehr als 90 Prozent der Aktien befanden sich zuletzt im Streubesitz. ProSiebenSat.1-Chef Max Conze äußerte sich am Mittwoch in nur einem Satz. "Wir heißen das Investment der Mediaset-Gruppe willkommen und sehen es als Vertrauensbeweis in unsere Strategie und unser Team."
In jüngster Vergangenheit kamen immer wieder Gerüchte auf, ProSiebenSat.1 könnte aufgrund seines derzeit recht niedrigen Marktwertes übernommen und zerschlagen werden. Neben dem schwächelnden Entertainment-Geschäft gibt es mit dem Commerce-Bereich, das unter dem Namen NuCom Group firmiert, ja einen Teil im Unternehmen, der stark wächst. Hier arbeitet man eng mit General Atlantic zusammen, das etwas mehr als 28 Prozent an NuCom hält.