Im Dezember 2018 hat der "Spiegel" einen großen Fälschungsskandal im eigenen Haus öffentlich gemacht, spätestens seit diesem Zeitpunkt ist der Name Claas Relotius wohl jedem ein Begriff, der in der Medienbranche arbeitet. In den zurückliegenden Monaten hat eine dreiköpfige Aufklärungskommission daran gearbeitet, den Fall aufzurollen. Untersucht wurden sämtliche Relotius-Texte sowie Geschichten von anderen Autoren, gegen die Vorwürfe laut wurden. Die Kommission bestand aus Brigitte Fehrle, Clemens Höges und Stefan Weigel.

Nun hat die Kommission ihren Abschlussbericht vorgelegt. Dieser zeigt auf, dass niemand beim "Spiegel" von den Fälschungen Relotius’ wusste oder sie gedeckt hat. Dennoch zeigt der Bericht auch auf, wie die Fälschungen so lange unentdeckt bleiben konnten. Relotius hat etwa verhindert, dass kritische Leserbriefe abgedruckt wurden. Außerdem hat er Dokumentare abgelenkt und gezielt auf nebensächliche Probleme hingewiesen. "Seine Beliebtheit und seine Art der Kommunikation führten offenbar in Dokumentation und Redaktion zu mangelnder kritischer Distanz gegenüber seinen Texten. Um die Aufdeckung von Fälschungen zu verhindern, hat Relotius erheblichen Aufwand betrieben", heißt es in dem Bericht.

Die Untersuchungen werden auch in der neuesten Ausgabe des Magazins veröffentlicht, das am heutigen Freitag erscheint. In einem Vorwort sagen "Spiegel"-Geschäftsführer Thomas Hass und Chefredakteur  Steffen Klusmann: "Wir haben uns von Relotius einwickeln lassen und in einem Ausmaß Fehler gemacht, das gemessen an den Maßstäben dieses Hauses unwürdig ist. Und: Wir sind, als erste Zweifel aufkamen, viel zu langsam in die Gänge gekommen und haben Relotius' immer neuen Lügen zu lange geglaubt. In seiner Verdichtung zeichnet der Bericht da ein verheerendes Bild."

Im Bericht enthalten ist eine Chronologie der schleppenden Aufklärung. Diese zeigt, wie zögerlich vorgegangen wurde. Es wird auch deutlich, wie Ressortleitung und der designierte Chefredakteur Ullrich Fichtner den Aufdecker Juan Moreno alleine ließen. Fichtner zog bereits Konsequenzen und verzichtete auf das Amt des Chefredakteurs (DWDL.de berichtete). Eine weitere Folge des Relotius-Skandals: Ein zuständiger Dokumentar ging in den Vorruhestand.

Die Kommission ist im Laufe ihrer Arbeit zudem auf einen weiteren Fall gestoßen, in dem eine bewusste Fälschung zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Dabei handelt sich um einen Autor des Magazins der "Süddeutschen Zeitung", der auch mehr als 40 Texte für "Spiegel" und "Spiegel Online" geschrieben hat. In zwei seiner Texte seien "gravierende Fälschungen" entdeckt worden, heißt es. Darüber hinaus sind in dem Bericht auch eine ganze Reihe von Beispielen aufgeführt, in denen Journalisten des Magazins unsauber gearbeitet haben. Dabei würde es sich aber nicht um bewusste Fälschungen handeln.

"Wir haben dem Qualitätsjournalismus in Deutschland mit dem Fall Relotius einen gewaltigen Imageschaden zugefügt, das ist uns bewusst", sagen Geschäftsführer Thomas Haas und Chefredakteur Steffen Klusmann. Deshalb wolle man nun Lehren aus dem Skandal ziehen. Man organisiere die Sicherungsmechanismen künftig so, "dass sie auch nahtlos funktionieren". Darüber hinaus richte man eine unabhängige Ombudsstelle ein, die etwaigen Hinweisen nachgehen soll.

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